Zum Inhalt springen

Header

Audio
Warum Reiche dem Klima schaden und wie wir das ändern könnten
Aus News Plus vom 20.11.2023. Bild: Keystone/Gaetan Bally
abspielen. Laufzeit 15 Minuten 57 Sekunden.
Inhalt

Oxfam-Studie zum CO₂-Ausstoss Die Reichsten sind die grössten Klimasünder

Reiche leben extrem klimaschädlicher als arme Menschen, heisst es im neuen Oxfam-Bericht. Dazu gehören auch Schweizerinnen und Schweizer. Doch Schuldzuweisungen bringen nichts.

Das reichste Prozent der Weltbevölkerung verursacht so viele klimaschädliche Treibhausgase wie die ärmsten zwei Drittel der Welt. Das heisst es im neuesten Oxfam-Bericht. Laut dem Report «Climate Equality: A Planet for the 99 Percent» steigt der Treibhausgasausstoss der Menschen mit dem privaten Einkommen und Vermögen. Das zeigen Daten aus dem Jahr 2019.

Ursache sind unter anderem häufigere Flugreisen, grössere Häuser sowie insgesamt mehr klimaschädlicher Konsum. Im Extremfall sind das Luxusvillen, Megajachten und Privatjets.

Zu Oxfam und den Zahlen

Box aufklappen Box zuklappen
Legende: Reuters/Simon Newman

Oxfam ist ein Verbund von verschiedenen Hilfs- und Entwicklungsorganisationen. Er kämpft gegen extreme Armut und soziale Ungleichheit. Basis für den neuesten Bericht sind Zahlen des Stockholm Environment Institute, das sich auf Daten des Global Carbon Atlas, der World Inequality Database, der Penn World Table zum Einkommen (PWT) sowie Zahlen der Weltbank stützt.

Die Botschaft der Zahlen entspricht laut SRF-Wissenschaftsredaktorin Katrin Zöfel der Realität. Die Daten enthielten jedoch einige Unschärfen: «Es gibt verschiedene wissenschaftliche Methoden, um solche CO₂-Budgets zu berechnen. Sie enthalten alle ein bisschen Unsicherheiten – zum Beispiel Schätzungen zum Verhalten dieses reichsten Prozents der Weltbevölkerung oder der ärmsten zwei Drittel. Wenn man global rechnen will, kann man das einfach nur abschätzen. Oxfam unterschlägt in meiner Wahrnehmung diese Unschärfe ein Stück weit. Aber ich will auch betonen: Selbst wenn die Zahlen nicht ganz so exakt sind, die Botschaft dieser Zahlen, die Richtung, entspricht der Realität.»

Sind also die Reichen schuld am Klimawandel? Ja, sagt Klimaethiker Dominic Roser. Er arbeitet an der Universität Freiburg. Roser findet deutliche Worte: «Schuld sind wir alle. Klimawandel ist im Alltag verwoben. Jede Dusche und jedes Stück Käse ist mit Emissionen verbunden.»

Es gibt also nicht den Sündenbock. Schuldzuweisungen bringen laut Roser nicht viel. Denn die Emissionen in allen Ländern müssten auf null gehen, nicht nur die von den Superreichen. Ein weiteres Problem sei auch, dass die Menschen mit Reichtum diesen nicht einsetzen würden, um das Klimaproblem zu lösen.

Vergleiche mit der Schweiz

Zum reichsten Prozent gehören auch viele Schweizerinnen und Schweizer. Oxfam zählt alle Personen dazu, die im Jahr mehr als 140‘000 Dollar verdienen – das sind umgerechnet 123‘000 Franken im Jahr.

Natürlich gibt es immer noch Reichere. So stossen gewisse Privatjets in drei Stunden so viel CO₂ aus, wie ein normaler Durchschnittsschweizer in einem ganzen Jahr. Umgekehrt geht der Vergleich aber auch, so Roser: «Schweizer brauchen in drei Tagen so viel Energie wie Menschen in der Zentralafrikanischen Republik in einem ganzen Jahr.»

Menschen laufen der Bahnhofstrasse in Zürich entlang.
Legende: Zu den Superreichen gehören laut Oxfam auch viele Schweizerinnen und Schweizer, nämlich wer über 123‘000 Franken im Jahr verdient. Keystone/Gaetan Bally

Im globalen Vergleich gehören also die Schweizerinnen und Schweizer zu denjenigen Menschen, die mehr verbrauchen als andere. Ein Grund, sich schuldig zu fühlen? In einem gewissen, sehr simplen Sinn seien wir schuldig, so Roser. «Das CO₂ tötet Menschen. Es ist abstrakt. Das CO₂ sind Moleküle, die in die Atmosphäre gehen und sich dort vermischen. Das löst am anderen Ende des Globus in ein paar Jahrzehnten einen Sturm aus. Und der Sturm tötet Menschen. Und das ist mein CO₂. Ich weiss nichts anderes zu sagen, als da bin ich schuldig.»

Nicht nur im Vergleich mit den Ärmsten trägt die Schweiz mehr zur Erderwärmung bei. Die Flugemissionen pro Kopf seien zum Beispiel in Deutschland halb so hoch wie in der Schweiz, sagt Dominic Roser.

Schuld sei jedoch nicht der beste Motivator, um etwas zu verändern. Andere psychologische Mechanismen würden uns viel mehr anziehen. Zum Beispiel, wenn Menschen merken, dass eine gute Zukunft möglich und die Challenge zu lösen sei.

Saubere Technologien als Lösung

Der Klimaethiker ist der Meinung, dass wir herausfinden müssen, wie wir ein aufblühendes Leben führen können, das nicht mit CO₂-Emissionen einhergeht – mehr Landwirtschaft, mehr Mobilität, Heizen ohne Treibhausgasemissionen. «Wir brauchen mehr saubere Technologien. Diese müssen billiger, attraktiver und verbreitet werden, um wirklich die globalen Emissionen zu senken.» Da könnten die Reichen mitwirken und den technologischen Fortschritt finanzieren.

Doch auch da bleibt offen, wie das geschehen soll: freiwillig oder durch Gesetze? Die Entwicklungsorganisation Oxfam schlägt in ihrem Bericht zum Beispiel vor, dass die Reichen höher besteuert werden sollen.

News Plus, 20.11.2023, 16 Uhr;

Jederzeit top informiert!
Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden.
Schliessen

Jederzeit top informiert!

Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Mehr

Push-Benachrichtigungen sind kurze Hinweise auf Ihrem Bildschirm mit den wichtigsten Nachrichten - unabhängig davon, ob srf.ch gerade geöffnet ist oder nicht. Klicken Sie auf einen der Hinweise, so gelangen Sie zum entsprechenden Artikel. Sie können diese Mitteilungen jederzeit wieder deaktivieren. Weniger

Sie haben diesen Hinweis zur Aktivierung von Browser-Push-Mitteilungen bereits mehrfach ausgeblendet. Wollen Sie diesen Hinweis permanent ausblenden oder in einigen Wochen nochmals daran erinnert werden?

Meistgelesene Artikel