Mit seinem knallharten Kurs im Kampf gegen die grassierende Inflation hat sich Paul Volcker bereits vor über einem Vierteljahrhundert einen Platz in den Geschichtsbüchern gesichert. Kaum war er im Sommer 1979 als Chef der US-Notenbank Fed im Amt, drehte er mutig die Zinsschraube nach oben – zeitweise über die Marke von 20 Prozent.
Die amerikanische Öffentlichkeit und die Finanzmärkte ächzten unter Volckers brachialem Bremsmanöver laut. Die Arbeitslosigkeit schoss in die Höhe, die US-Wirtschaft fiel in eine Rezession.
Geldpolitik mit dem grossen Hammer
Doch bald zeigte sich der Erfolg: Die globale Finanzgemeinde richtete ihre Erwartungen neu aus. Sie akzeptierte, dass die einflussreichste geldpolitische Behörde der Welt starke Preissteigerungen für Güter und Dienstleistungen aller Art nicht länger tolerierte. Ganz im Gegensatz zur Ära der Hochinflation bis 1980.
Damit ebnete der Respekt einflössende, gross gewachsene Ökonom Volcker den Boden für mehr Stabilität. Die Inflation ging auf unter 3 Prozent zurück. Die US-Wirtschaft prosperierte, auch noch nach dem Ende seiner Amtszeit als Fed-Chef 1987. Bis heute gilt die Episode als Schulbeispiel dafür, wie stark der Einfluss einer unabhängig agierenden Zentralbank sein kann.
Sein Name steht darüber hinaus für mindestens zwei weitere wichtige Entwicklungen. Da war zunächst die nach ihm benannte «Volcker Commission». Sie hatte Ende der 1990er-Jahre die Aufgabe, den Verbleib sogenannter nachrichtenloser Gelder aus der Zeit des Nationalsozialismus auf Schweizer Bankkonten zu untersuchen. Volcker amtete als Vorsitzender. Forscherteams durchforsteten die Archive hiesiger Banken. Sofern möglich, gingen die Gelder an die Nachfahren der einstigen Kontobesitzer.
Mutig auch gegenüber den Banken
Nochmals prominent in Erscheinung trat Volcker als Berater von US-Präsident Barack Obama. Dieser versuchte ab 2008, die Lehren aus der Finanzkrise zu ziehen und verschärfte die Regeln für die Banken. Die «Volcker-Rule» war der Finanzbranche von Anfang an ein Dorn im Auge. Mittlerweile sind diese Vorschriften wieder gelockert worden, nicht zuletzt auf Bestreben von US-Präsident Donald Trump.
Trump kritisiert gelegentlich scharf die aktuelle Führung der US-Notenbank. Vor allem dann, wenn die Fed – Trumps Meinung nach – die Zinszügel nicht locker genug hält, um die US-Wirtschaft und die Finanzmärkte mit billigem Geld zu stimulieren. Die unbeirrte, aufrechte Haltung, wie sie einst Paul Volcker als Fed-Chef bewies, ist sicher nicht das, was Trump heute mit freundlichen Tweets kommentieren würde.
Deutliche Worte gegen Trump
Umgekehrt scheint Volcker auch kein grosser Trump-Fan gewesen zu sein. Zum Handelskonflikt, den der US-Präsident mit China angezettelt hat, soll Volcker gesagt haben: Es klingt schrecklich, aber ich habe grösseres Verständnis für den chinesischen Präsidenten als für den Präsidenten der Vereinigten Staaten.
Das sind deutliche Worte eines Ökonomen und Notenbankers, der sich von politischen Druckversuchen und präsidialem Machtgehabe nicht beirren liess.