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Pensionskassen unter Druck Was bedeutet das miese Börsenjahr für die Altersvorsorge?

Das Börsenjahr 2018 dauert noch ein paar Tage. Aber bereits ist klar, dass es kein gutes war. Viele Aktien haben massiv an Wert verloren. Das wirkt sich auf die Altersvorsorge aus. Wirtschaftsredaktorin Charlotte Jacquemart relativiert die Folgen nach den guten Resultaten der Pensionskassen der Vorjahre.

Charlotte Jacquemart

Wirtschaftsredaktorin

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Charlotte Jacquemart hat an der Universität Zürich Ökonomie studiert und arbeitet seit Juni 2017 als Wirtschaftsredaktorin bei Radio SRF. Zuvor war sie 13 Jahre lang bei der «NZZ am Sonntag» tätig.

SRF News: Wie schlimm war das Börsenjahr 2018 für die Pensionskassen?

Charlotte Jacquemart: Es war kein gutes Jahr. Die Aktien haben weltweit rund 7000 Milliarden Dollar an Wert verloren. Der Dezember könnte gar der schlechteste seit der Grossen Depression 1931 werden. Wenn Pensionskassen nur Aktien hätten, wären die Folgen des Anlagejahres 2018 eine Katastrophe. Sie haben aber noch andere Anlagen, vor allem Obligationen und Immobilien.

Von Aktienrendite kann also keine Rede sein. Sind die Verluste der Pensionskassen am Markt bezifferbar?

Definitive Resultate liegen noch nicht vor. Auf Anfrage bei einigen Kassen ist von einem Minus von durchschnittlich zwei bis drei Prozent die Rede. Wer die Hausaufgaben aber gemacht hat, kann ein solches Jahr verkraften, ohne in Not zu geraten. Nicht zu vergessen ist, dass das letzte Jahr mit Renditen von bis zu zehn Prozent ausgezeichnet gelaufen ist. Grundsätzlich ging es in den letzten zehn Jahren bei den Pensionskassen nur bergauf – im Schnitt wurden pro Jahr fast vier Prozent erzielt.

Was bedeutet in diesem Fall «Hausaufgaben gemacht»?

Das bedeutet, dass die Kassen die Altersrenten den Renditen am Markt angepasst, die Renten also gesenkt und nicht mehr zu viel versprochen haben. Für den Einzelnen ist das natürlich unangenehm. Aber um eine Kasse im Gleichgewicht zu halten, war das nötig. Heute kommen Kassen mit drei bis vier Prozent Rendite aus, um ihre Verpflichtungen decken zu können. Vor einigen Jahren waren noch deutlich mehr als fünf Prozent nötig. Die Kassen haben heute weniger Stress.

2019 stehen die Zeichen weiter auf Abschwung. Werden die Kassen neue Renditemöglichkeiten suchen – mit erhöhtem Verlustrisiko?

Ja, das ist so. Allerdings schon länger. In den 1980er-Jahren konnten Pensionskassen einfach Franken-Obligationen kaufen, die mit vier oder mehr Prozent verzinst wurden. Das reichte aus. Heute müssen Kassen viel mehr riskieren. Vor allem seit der Finanzkrise, die ultratiefe Zinsen beschert hat. Damit hat man zwar den Kollaps des Finanzsystems verhindert, aber die Pensionskassen eben auch in risikoreichere Anlagen wie Aktien getrieben.

Zinsen sind sehr wichtig für Pensionskassen. Was, wenn sie extrem tief bleiben?

Das wäre so etwa das Worst-Case-Szenario für die Kassen, denn sie brauchen Zinseinnahmen auf lange Frist. Leider haben es die Notenbanken verpasst, die Zinsen in den letzten guten Jahren zu normalisieren. Dass sie das nicht gemacht haben, ist übrigens nicht nur für die Pensionskassen schlecht, sondern auch für die Notenbanken selbst: Wenn die Finanzkrise wieder aufflackert – und sie ist bis heute nicht wirklich gelöst, sondern war nur unterdrückt – können Notenbanken kaum mehr reagieren.

Muss ich mir als 40-Jähriger Sorgen machen, dass in 25 Jahren kein Geld mehr für die Altersvorsorge vorhanden ist?

Das wird nicht geschehen. In der Pensionskasse sparen Sie für sich selbst an. Was Sie einzahlen, ist sicher vorhanden. Sie sind aber noch jung und könnten sich sagen: Ich spare nur, was nötig ist – sprich in der Pensionskasse, weil Sie da müssen – und sonst konsumiere ich lieber heute etwas mehr, als viel fürs Alter zu sparen. Weil Geld anlegen zurzeit eben so schwierig ist.

Das Gespräch führte Samuel Wyss.

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