Wie geht es den Jugendlichen in der Lehre? 80 bis 90 Prozent der Jugendlichen sagten, es gehe ihnen in der Lehre gut bis sehr gut. Sie fänden die Lehre spannend und seien stolz, im Lehrbetrieb zu arbeiten. Gefreut hätten sie sich darauf, Geld zu verdienen, einer interessanten Arbeit nachzugehen, Selbstständigkeit und Selbstverantwortung zu haben, sich auf einen Beruf zu spezialisieren und kompetent zu werden. Knapp 90 Prozent haben das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun.
Viele haben einen guten Umgang mit Stress. Alex Duarte, Lernender Fachmann Betreuung, spielt zur Entspannung Fussball oder macht zu Hause etwas, das er liebt: Kochen, Zeichnen, Gamen oder Freunde treffen.
80 bis 90 Prozent der Lernenden fühlen sich von Berufsbildenden und Lehrpersonen ernst genommen. Drei Viertel erleben die Berufsbildenden so, dass sie sich für die Jugendlichen interessieren und sie unterstützen, wenn es ihnen nicht gut geht.
Denken Jugendliche daran, die Lehre abzubrechen? Ein Viertel der Lernenden hat schon mehr als einmal daran gedacht, die Lehre abzubrechen, vor allem in sehr kleinen Betrieben. Je grösser die Unterstützung im Lehrbetrieb ist, desto weniger kommen solche Gedanken auf. Der Wille, nicht aufzugeben, wurde mit 80 Prozent als häufigster Grund genannt, weshalb sie die Lehre nicht abgebrochen hätten. An zweiter Stelle wurde das Vertrauen genannt, das in sie gesetzt wurde, sowie der Wunsch der Eltern, die Lehre fortzusetzen.
Wie häufig sind psychische Probleme? Auf die Frage «Hattest du während der Lehre psychische Probleme, zum Beispiel negative Gefühle oder Gedanken, Belastungen oder auch psychische Krankheiten oder Krisen?» antworteten 61 Prozent mit Ja. Die KV-Lernende Laura Velasquez kennt solche Probleme. Der Übergang von der Schule zur Lehre sei schwierig gewesen: «Das war sehr stressig, ich hatte Kopfschmerzen und Schwierigkeiten.»
Die Studienautoren weisen darauf hin, dass die Frage nach den psychischen Problemen sehr offen gestellt wurde. Gleichwohl müssten die Antworten ernst genommen werden. 60 Prozent der Betroffenen sagten, dass ihre Probleme durch die Lehre ausgelöst oder verstärkt wurden.
Hatten Jugendliche früher weniger Probleme? Marc Werner, Konzernchef von Galenica, sagt über seine Generation im «Eco Talk»: «Ich bin nicht sicher, ob wir gesünder waren, aber wir haben weniger darüber gesprochen.»
Suchen Betroffene Hilfe? Die meisten Lernenden mit psychischen Problemen finden Hilfe bei Freunden (55 Prozent) und Eltern (44 Prozent). Bei 78 Prozent hat weder im Lehrbetrieb noch in der Berufsfachschule ein Gespräch stattgefunden. 68 Prozent der Befragten teilten ihre Probleme den Verantwortlichen der Lehre nicht mit. Lediglich 2 Prozent der Betroffenen haben wegen ihrer psychischen Probleme ein Beratungsangebot der Berufsfachschule oder des Lehrbetriebs genutzt. Wichtig bei Hilfsangeboten finden die Jugendlichen, dass sie kostenlos seien (51 Prozent) und die Informationen nicht weitergeleitet würden.
Was empfehlen die Studienautoren? Sie machen einen Vorschlag: Da psychische Probleme oft schon während der Schulzeit auftauchten, wäre zu überlegen, ob «gewisse Erfahrungen aus der Sekundarschule in geeigneter Form und in Absprache mit den Lernenden an die Lehrbetriebe weitergegeben werden sollten. Dies könnte den betreffenden Lernenden auch einige Ängste vor dem Lehrbeginn nehmen.»