Das Wichtigste in Kürze
- Produkte, die gerade mal ein, zwei oder fünf Rappen günstiger werden – dafür machen die Discounter Denner und Aldi zurzeit gross Werbung. Von «Preisoffensive» ist die Rede.
- Für Konsumenten, welche sich Aktionen mit 10, 20 oder gar 50 Prozent Rabatt gewohnt sind, klingt dies fast wie ein Witz. Ist es aber nicht.
- Dahinter steckt die Mehrwertsteuer-Senkung um 0,3 Prozentpunkte auf 2018. Die Detailhändler erklären, man wolle damit zeigen, dass man die Preisvorteile an den Kunden weitergibt.
Ein Parfum für 34.85 Franken, statt für 34.90. Oder anders ausgedrückt: ein Rabatt von 0,14 Prozent. Denner bewirbt solche Mikro-Rabatte mit dem Schlagwort «Preisoffensive». Was Konsumenten zum Schmunzeln bringt, hat einen politischen Hintergrund: Die Mehrwertsteuer wurde auf das Jahr 2018 um 0,3 Prozentpunkte auf 7,7 Prozent gesenkt. Die Zusatzfinanzierung für die IV ist Ende letzten Jahres ausgelaufen.
Extra-Preisschilder für Mini-Ersparnis
Bei den Mini-Rabatten gehe es Denner ums Prinzip, sagt Unternehmenssprecher Thomas Kaderli: «Vom tieferen Mehrwertsteuersatz haben wir einen Vorteil, den wir dem Kunden weitergeben möchten.» Ansonsten würde Denner ja Millionenbeträge zurückbehalten. Beim Konkurrenten Aldi sehen die Preissenkungen noch komischer aus. Da geht es um Beträge von ein oder zwei Rappen. Beispielsweise kostet ein Rotwein neu 4.97, statt 4.99 Franken.
Trotz Rabatten im Ein- oder Zweiräppler-Bereich hat Aldi jedes einzelne betroffene Produkt speziell mit einem knallroten Preisschild markiert. Hätte man für so kleine Änderungen nicht einfach die normalen Preisschilder an den Ladengestellen austauschen können? Aldi-Sprecher Philippe Vetterli meint, man wolle diese Preissenkungen bewusst mit roten Schildern transparent machen: «Damit wollen wir zeigen, dass Aldi die Preisvorteile auch wirklich konsequent an die Kunden weitergibt.»
Viel Eigenlob
Die Grossverteiler Migros und Coop geben die Senkung der Mehrwertsteuer nach einem etwas anderen System weiter. Statt Mini-Rabatten auf möglichst vielen Produkten, gewähren sie etwas grössere Preissenkungen auf ausgesuchte Produkte. «Damit ist die Anpassung für die Kunden auch wirklich spürbar», sagt Migros-Sprecherin Monika Weibel. Migros und Coop heben in ihren Kundenmagazinen aber hervor, dass auch sie unter dem Strich die ganze Mehrwertsteuersenkung an ihre Kundschaft weitergeben.
Discounter und Grossverteiler nutzen die 0,3 Prozent weniger Mehrwertsteuer also für Eigenwerbung und Konkurrenzkampf und loben ihre vorbildliche Preispolitik gleich selber. Ein grosses Werbe-Theater wegen einer Ersparnis von einem Fünfer oder Einräppler? Denner-Sprecher Thomas Kaderli zitiert schmunzelnd den Kasperli: «Hütt en Rappe, morn en Rappe, gitt e schöni Zipfelchappe!» Und Kasperli habe schliesslich immer Recht.