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Raiffeisen-Rückbau Die Zerschlagung von Vincenz’ Erbe

Die Aufarbeitung der Ära Vincenz wird nicht nur juristisch, sondern auch unternehmerisch vorangetrieben.

Für 700 Millionen Franken verkauft die Raiffeisen-Gruppe Notenstein La Roche an die Bank Vontobel. Mit diesem Preis sei er zufrieden; für die Raiffeisen sei es ein gewinnbringender Verkauf, betont Raiffeisen-CEO Patrik Gisel heute.

Mit dem Verkauf entledigt sich Gisel einer weiteren Hinterlassenschaft der Ära Pierin Vincenz. Es ist das vorläufig letzte Kapitel in einer Reihe von Veräusserungen, die die Raiffeisen unter Gisel vornahm.

Pierin Vincenz, der noch immer wegen des Vorwurfs der Ungetreuen Geschäftsbesorgung in Untersuchungshaft in Zürich sitzt, leitete zwischen 1999 und 2015 die Geschicke der Raiffeisen und drückte dieser während seiner Zeit an der Spitze seinen Stempel auf.

Expansionspläne

Vincenz übernahm die St. Galler Privatbank Wegelin 2012 im Zuge eines Notverkaufs. Der 1741 gegründeten Wegelin drohten Milliardenzahlungen im Rechtsstreit mit den USA um amerikanische Kundengelder. Für den Raiffeisen-Chef kam die Chance gelegen. Unter ihm wuchs die drittgrösste Schweizer Bank seit Jahren näher an die UBS und die Credit Suisse heran.

Eine eigene Vermögensverwalterin passte gut in diese Expansionspläne. Und obwohl Vincenz stets bedacht war, sich von den «beiden» Grossbanken abzugrenzen, wurde die Raiffeisen 2014 von der Schweizerischen Nationalbank als systemrelevant – als «too big to fail» – eingestuft.

Beseitigung von Vincenz’ Spuren

Mit dem Verkauf der Notenstein La Roche setzt die neue Konzernleitung nun endgültig einen Schlussstrich unter die Ambitionen des ehemaligen Chefs. Diverse Akquisitionen Vincenz’ wurden bereits verkauft: So trennte sich die Raiffeisen 2016 mit dem Verkauf Tochtergesellschaft Vescore bereits die Asset Management Sparte der Gruppe. Abnehmerin war auch hier die Bank Vontobel. Nun ist mit Notenstein La Roche auch die Vermögensverwaltung an der Reihe.

Gisel entledigt sich aber auch anderer Altlasten von Vincenz: Im November 2017 trennte sich die Raiffeisen von ihrer Beteiligung am IT-Anbieter Avaloq. Eine gemeinsam betriebene Tochtergesellschaft, die Softwarelösungen für die Raiffeisen entwickelte, wurde an Avaloq verkauft und wird per Anfang 2019 von dieser übernommen. Ebenfalls im letzten Jahr verkaufte Raiffeisen ihre Beteiligung an der Versicherungsgesellschaft Helvetia, die unter Vincenz 1999 auf 4 Prozent aufgebaut wurde.

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