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Rechtsstreit droht Tesla-Chef Musk bricht Twitter-Übernahme ab

  • Tesla-Chef Elon Musk hat seinen milliardenschweren Übernahmeversuch von Twitter für beendet erklärt.
  • Der Kurznachrichtendienst habe mehrere Punkte der Übernahme-Vereinbarung gebrochen.
  • Wenn Twitter den Deal durchziehen will, könnte es für Musk rechtlich aber schwierig werden.

Tech-Milliardär Elon Musk hat seine Vereinbarung zum Kauf von Twitter für aufgelöst erklärt. Zur Begründung verwiesen seine Anwälte auf angeblich unzureichende Angaben zur Zahl von Fake-Accounts. Dies ging aus einer Mitteilung bei der US-Börsenaufsicht SEC hervor.

Streit um Fake-Konten

Der Chef des Elektroautobauers Tesla und reichste Mensch der Welt wirft der Online-Plattform demnach vor, gegen Vorgaben der Übernahmevereinbarung verstossen und anscheinend «falsche und irreführende» Angaben gemacht zu haben.

Musk hatte im April angekündigt, Twitter für 44 Milliarden Dollar übernehmen zu wollen. Zuletzt gab es aber Streit über die Zahl von Spam- oder Fake-Konten bei dem Kurznachrichtendienst.

Elon Musk
Legende: So einfach dürfte Musk nicht aus dem Schneider sein – es droht ein langwieriger Rechtsstreit. Keystone

Musk hatte schon seit Wochen die Twitter-Zahlen öffentlich angezweifelt, was von Beobachtern als Versuch interpretiert wurde, zumindest den Preis zu drücken. Die Twitter-Aktie sackte nach der Mitteilung im nachbörslichen Handel um mehr als sechs Prozent ab.

«Schwerer Bruch der Vertragsbedingungen»

Musk versuchte bereits seit Mitte Mai, angeblich falsche Schätzungen von Twitter zur Zahl der Spam- und Fake-Accounts zum Thema zu machen. So erklärte er den Übernahmedeal deswegen bereits für ausgesetzt.

«Worst Case für Twitter»: Einschätzung der Wirtschafsredaktorin

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Der Entscheid kommt nicht überraschend. Aus zwei Gründen: Der Kaufpreis von 44 Milliarden Dollar war von Anfang an überhöht, für eine Firma, die kaum je Gewinn gemacht hat. An der Börse hat Twitter diesen Wert denn auch fast nie erreicht, und das zeigt, dass auch der Markt nicht wirklich an diese Übernahme geglaubt hat. Weil sie eben keinen Sinn macht. Auch die Tesla-Aktie hat darunter nur gelitten.

Zum zweiten hat Elon Musk nicht wie sonst üblich einen Vorvertrag abgeschlossen und dann erst mal Einblick genommen in die Zahlen, um zu wissen, was er überhaupt kauft – sondern er hat direkt den Kaufvertrag abgeschlossen. Ohne diese sogenannte Due Diligence vorab zu machen, war die Chance gross, dass man im Nachhinein über Dinge stolpert, die einem nicht passen, wie nun eben die Zahlen zu diesen falschen Twitter Konten – und die den Deal dann platzen lassen.

Theoretisch könnte auch Taktik hinters Musks abruptem Rückzug stecken und es geht ihm nur darum, den Preis zu drücken. Passiert ist so was zum Beispiel 2020 beim Kauf des US-JuweliersTiffany durch den französischen Luxusgüterkonzern LVMH. Da wollte LVMH Tiffany wegen der Pandemie plötzlich nicht mehr und man hat sich dann auf einen tieferen Preis geeinigt. Bei Elon Musk und Twitter ist ein solches Szenario jedoch unwahrscheinlich. Weil Musk viele Dinge lanciert, um im Rampenlicht zu stehen. Er will, dass man über ihn redet – genau was jetzt geschieht.

Für Twitter hingegen ist dieses Übernahme-Chaos the worst case. Einen Besitzer zu wollen, der einen gar nicht will, kann ja kaum zielführend sein. Aber der Twitter Verwaltungsrat hat den Aktionären den hohen Kaufpreis für ihre Aktien versprochen – und steht nun vor einem Scherbenhaufen.

Charlotte Jacquemart, SRF-Wirtschaftskorrespondentin

Musks Anwälte erklärten nun, Twitter habe es seit fast zwei Monaten versäumt, Musk und seinem Beraterstab die benötigten Daten zur Verifizierung der Angaben zu Fake-Accounts zu liefern. Sie bezeichnen das als einen derart schweren Bruch der Vertragsbedingungen, dass die Kaufvereinbarung aufgelöst werden könne.

Twitter pocht auf Vollzug

Twitter will den Ausstieg von Tech-Milliardär Elon Musk aus dem Übernahmedeal um den Online-Dienst nicht akzeptieren. Man wolle den Verkauf zu dem mit Musk vereinbarten Preis durchsetzen und dafür auch vor Gericht ziehen, schrieb Verwaltungsratschef Bret Taylor bei Twitter.

Musk hatte den Aktionären 54.20 Dollar pro Aktie geboten. Das wäre für sie ein guter Deal: Schon vor Musks Mitteilung am Freitag ging das Papier bei nur 36.81 Dollar aus dem US-Handel. Beobachter hatten spekuliert, dass Musk angesichts der Preisdifferenz nicht mehr gewillt war, an dem ursprünglichen Gebot festzuhalten.

Mögliche Gerichtsschlacht

Der Analyst Dan Ives schrieb auf Twitter, Musks Plan, den Kurznachrichtendienst für 44 Milliarden Dollar zu kaufen, sei von Anfang an rätselhaft gewesen und habe für die Wall Street «nie viel Sinn ergeben». Die Twitter-Kaufpläne hätten sich zudem negativ auf die Tesla-Aktien ausgewirkt. Analysten hatten befürchtet, der als Exzentriker bekannte Musk könnte sich zu sehr mit Twitter und deswegen nicht ausreichend mit Tesla beschäftigen.

Jetzt folge eine Gerichtsschlacht vergleichbar mit «Game of Thrones», schrieb Ives weiter. «Das ist ein Katastrophenszenario für Twitter und seinen Verwaltungsrat, weil das Unternehmen jetzt in einer langen Gerichtsschlacht gegen Musk kämpfen wird.»

SRF 4 News, 09.07.2022, 0 Uhr ; 

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