Was ist der Libor? Das ist der Zinssatz, zu dem sich Banken untereinander Geld ausleihen. Der Begriff steht als Abkürzung für «London Interbank Offered Rate». Er dient als Referenzzinssatz, also als Grundlage zur Festlegung von Zinsen für Sparkonten sowie für Firmenkredite und Hypotheken. Auch die Schweizerische Nationalbank stützt sich bei ihrer Geldpolitik auf den Libor.
Wie wird der Libor festgelegt? Ermittelt wird der Libor auf dem Finanzplatz von London. Daran beteiligt sind rund 20 Banken, darunter die UBS und die Credit Suisse. Die Banken werden täglich per Telefon angefragt, zu welchem Zinssatz sie sich untereinander Geld leihen. Daraus berechnet sich dann der Leitzins, der Libor.
Warum betrifft der Libor die Schweiz? Der Libor wird jeweils in fünf Währungen ermittelt (Euro, Pfund, Yen, Dollar und Franken). Der Schweizer Franken-Libor bezeichnet dabei den durchschnittlichen Zinssatz, zu dem weltweit Interbanken-Kredite in Schweizer Franken gewährt werden. Das hat grossen Einfluss auf die Kreditvergabe im Inland und auf die Geldpolitik der Schweizer Nationalbank.
Warum braucht es eine Änderung? Das Fortbestehen des Libors ist nicht gesichert. Der Regulator des Libors, die britische Financial Conduct Authority (FCA), kündigte im vergangenen Jahr an, dass sie den Libor nach 2021 nicht mehr unterstützen wird. Auch die USA, die Eurozone, Grossbritannien und Japan müssen einen Libor-Nachfolger finden.
Weshalb wird der Libor nicht mehr fortgeführt? Im Jahr 2011 wurden jahrelange betrügerische Manipulationen des Referenzzinssatzes bekannt («Libor-Skandal»). Die von den betroffenen Kreditinstituten angegebenen Zinssätze basierten demnach nicht auf ihren tatsächlichen bankinternen Werten, sondern waren erfunden. Es kam zu Milliarden-Bussen. Zudem nahm das Volumen nicht-besicherter Interbanken-Kredite, worauf der Libor fusste, stark ab.
Welchen Ersatz gibt es für den Libor? Der neue Satz heisst Saron – Swiss Average Rate Overnight. Er wird täglich unter anderem auf dem Franken-Repo-Markt ermittelt. Und zwar aufgrund der Zinsen, zu denen sich die Banken tatsächlich untereinander Franken leihen. Er soll dabei weniger manipulationsanfällig sein, da er durch einen Algorithmus ermittelt wird. Der Saron ist bereits seit 2009 eingeführt.
Wie sehen die weiteren Schritte aus? Eine nationale Arbeitsgruppe hat hierfür den Fahrplan präsentiert. Vermutlich wird es bis Ende 2021 zu einem geräuschlosen, automatischen Übergang zu Saron kommen. Für die Schweiz ist die Umstellung auf den neuen Satz besonders bedeutend. In keinem anderen Land sind so viele Hypotheken an den Libor gekoppelt.
Wo liegen die Probleme? Die Schwierigkeiten liegen vor allem im technischen Bereich. Es geht darum, die Umstellung bei den Banken möglichst gut zu planen. Zudem kommt es zu einem Paradigmen-Wechsel. Während der Libor für mehrere Kredit-Laufzeiten berechnet wurde, steht mit dem Saron nur noch ein Tagesgeld-Satz zur Verfügung.