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Regeln der Vermögensverwaltung «Es geht darum, ob der Standort Schweiz erfolgreich bleiben kann»

Die Schweiz ist im Geschäft mit den grossen Vermögen noch immer Nummer eins. 2’400 Milliarden US-Dollar werden hier verwaltet. Das ist etwa doppelt so viel wie in Grossbritannien und mehr als in Hongkong und Singapur zusammen. Doch der Vorsprung könnte schwinden, warnen Vermögensverwalter wie Marcel Rohner.

Marcel Rohner

Bankenmanager

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Von 2007 bis 2009 war Rohner CEO der UBS. Aktuell ist er Mitglied in zwei Verwaltungsräten und ist Präsident der Vereinigung der Schweizerischen Assetmanagment- und Vermögensverwaltungsbanken.

SRF News: Wieso ist die Schweizer Spitzenposition in Gefahr?

Marcel Rohner: In Zukunft wird der Wettbewerb zunehmen. Man erwarte allgemein, dass Asien schneller wächst als die Schweiz. Der Margendruck wird weiterhin hoch sein. Wir operieren in einem Niedrigzinsumfeld und der Franken ist stark. Das sind alles Gegenwinde und damit wir uns in diesem Gegenwind behaupten können, ist es wichtig, dass die Wettbewerbsfähigkeit unseres Finanzplatzes erhalten bleibt. Dazu gehören Rahmenbedingungen genauso wie regulatorische Standards.

Wo hat die Schweiz Aufholbedarf?

Ich denke es gibt zwei wesentliche Punkte. Der eine ist der Marktzugang. Das Vermögensverwaltungsgeschäft für internationale Kunden ist ein Exportgeschäft. Der Marktzugang ist in vielen Ländern nicht gegeben und wird zudem weiter eingeschränkt. Es ist ein politisches Thema, wie wir mit unseren Nachbarn und anderen Staaten umgehen. Der zweite Punkt sind die steuerlichen Voraussetzungen. Sie müssen kompetitiv bleiben.

Wir sind etwas hintendrein, weil wir einen sauberen, parlamentarischen Prozess haben.

Wir haben insbesondere bei der Stempelabgabe eine Transaktionssteuer und bei der Verrechnungssteuer Rückbehaltemechanismen, die andere nicht kennen. Es gibt grossen Verbesserungsbedarf.

Beim automatischen Informationsaustausch aber ist die Schweiz hintendrein. Wäre es für die auf den Export angewiesenen Banken nicht wichtig, dass man vorwärts macht?

Wir sind etwas hintendrein, weil wir einen sauberen, parlamentarischen Prozess haben. Ich finde das sehr gut. Das Parlament ist auch auf die Bremse getreten, wenn es darum geht festzustellen, ob bei diesem Austausch die notwendigen rechtsstaatlichen Voraussetzungen wie das Spezialitätenprinzip etc. gegeben sind. Wir machen das lieber seriös und setzen es seriös um. So sind wir ein verlässlicher Partner gegenüber unseren Vertragspartnern und Vertragsstaaten.

Für das Schweizer Vermögensverwaltungsgeschäft ist das Umfeld herausfordernd. Das ist aber nichts Neues, oder?

Nein, neu ist es nicht. Wir haben in den vergangenen zehn Jahren bewiesen, dass wir mit sehr grossen Herausforderungen umgehen können. Und wir sind überzeugt, dass wir auch in Zukunft beweisen können, dass wir das erfolgreich tun werden.

Wir sind auf Standortfaktoren und Rahmenbedingungen angewiesen, die wir nicht selbst kontrollieren können.

Uns geht es bei der Diskussion der Wettbewerbsfähigkeit des Finanzplatzes aber auch darum, ob der Standort Schweiz erfolgreich bleiben kann. Wir Institute werden die Herausforderungen meistern. Wir sind global tätig, alle grösseren Banken auch. Die Frage ist allerdings, ob der Finanzplatz Schweiz weiterhin so erfolgreich sein kann. Da sind wir auf Standortfaktoren und Rahmenbedingungen angewiesen, die wir nicht selbst kontrollieren können.

Das Gespräch führte Klaus Ammann.

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