SRF News: Wie muss man den Deal zwischen Airbus und Indigo einschätzen?
Sepp Moser: Es ist ein langfristiger Deal, der in den Einzelheiten noch nicht absehbar ist. Die beiden Unternehmen haben sich darauf geeinigt, dass Indigo in der nächsten Zeit unter bestimmten Bedingungen 430 Flugzeuge kaufen wird. Airbus wird sie liefern – allerdings nur im Rahmen dessen, was Indigo tatsächlich brauchen kann. Es ist ein Rahmenvertrag, der die Grundlagen festlegt. Indigo wird diese Flugzeuge innerhalb der nächsten fünf oder zehn Jahre abrufen und bei ihren verschiedenen Fluggesellschaften auf der Welt einsetzen.
Es geht um 49,5 Milliarden Dollar. Das klingt nach viel Geld.
Es ist viel Geld. Diese 49,5 Milliarden sind aber einfach eine Grössenordnung. Das Geschäft wird sich über fünf, zehn oder sogar noch mehr Jahre erstrecken. In dieser Zeit gibt es Inflation, neue Modelle, Preissteigerungen, Preisreduktionen, Änderungen auf dem Markt und so weiter. Vielleicht gibt es einmal eine Krise im Luftverkehr und Airbus wird die Rabatte erhöhen, damit sie die Fabrik weiterlaufen lassen können.
49,5 Milliarden sind einfach eine Grössenordnung.
Sind solche Deals in der Luftfahrtbranche üblich?
Absolut. Flugzeuge sind ein günstiges Investitionsgut und Indigo ist ja eigentlich eine Investitionsgesellschaft. Es gibt beispielsweise auch Gesellschaften, die auf der ganzen Welt Hotels bauen. Das ist ein gutes Geschäft, hat aber den Nachteil, dass man Hotels nicht verschieben kann, wenn die Geschäfte mal weniger gut laufen. Flugzeuge bieten den grossen Vorteil, dass sie verschiebbar sind. Ein Flugzeug, das man in der Schweiz einsetzen kann, lässt sich mit minimalem juristischem Aufwand und vielleicht wenigen Tagen in der Werkstatt auch in Indien, Südafrika oder in Argentinien einsetzen. Darum sind Flugzeuge gute Anlageobjekte für langfristig denkende Grossinvestoren.
Flugzeuge bieten den grossen Vorteil, dass sie verschiebbar sind.
Der grosse Konkurrent von Airbus ist Boeing. Was bedeutet dieser Auftrag für die Konkurrenzsituation?
Im Moment ist es ein Sieg für Airbus. Das bedeutet aber nicht, dass Boeing sich jetzt ins stille Ecklein zurückzieht. Die machen auch grosse Deals. Man kann sich das vorstellen wie bei den grossen Banken in der Schweiz: Mal zieht die UBS einen grossen Deal an Land, mal die Credit Suisse. Über lange Zeit gesehen geht es beiden immer wieder gut.
Das Gespräch führte Noëmi Ackermann.