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Roche-Chef Severin Schwan «Die Qualität vieler Tests ist miserabel»

Der Basler Pharmakonzern Roche will ab Mai einen neuen Antikörper-Test auf dem Markt bringen. Viele der bisherigen Tests seien völlig ungenügend. Zudem glaubt CEO Severin Schwan, dass es noch sehr lange dauert, bis es eine Corona-Impfung gibt.

Zuverlässige Antikörper-Tests gelten als Schlüsselelement zur Lockerung der strikten Coronavirus-Auflagen, die die Wirtschaft weltweit scharf eingeschränkt haben. Wer Antikörper hat, gilt zumindest vorübergehend als immun gegen das Virus und könnten ohne Gefahr für sich und andere wieder am öffentlichen Leben teilnehmen. Wenn bei getesteten Menschen Antikörper nachgewiesen werden, heisst das, sie kamen mit dem Virus in Berührung, auch wenn sie nie Krankheitssymptome hatten. Das dürfte bei vielen Menschen der Fall sein, glauben Virologen.

Das Basler Pharmaunternehmen Roche steht nach eigenen Angaben kurz vor dem Marktstart mit seinem Antikörper-Test auf das Coronavirus Sars-CoV-2.

Severin Schwan

CEO Roche-Gruppe

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Der studierte Wirtschaftswissenschafter Severin Schwan ist seit 2008 Konzernchef der Roche-Gruppe. Er soll an der kommenden Generalversammlung zum Verwaltungsratspräsidenten gewählt werden.

SRF News: Herr Schwan, Roche forscht an einem Antikörper-Test, der nachweisen soll, ob jemand immun ist gegen Corona. Wann kommt dieser Test auf den Markt?

Severin Schwan: Der Test wird im Mai lanciert. Wir fahren jetzt schon die Produktion hoch, um dann möglichst viele Tests sehr schnell zur Verfügung stellen zu können.

Kommen Sie da nicht zu spät? Es gibt ja schon heute ganz viele andere Antikörper-Tests.

Es ist in der Tat so, dass schon einige Firmen – viele davon aus Asien – bereits mit den ersten Tests auf den Markt gekommen sind. Das Problem ist: Die Qualität dieser Tests ist zum Teil wirklich miserabel. Da können Sie genauso gut würfeln gehen. Und deshalb ist es so wichtig, dass diese Tests validiert werden, also dass sie an genügend Patienten getestet werden, um dann auch wirklich verlässlich zu sein.

Es gibt leider Dutzende von Firmen, die miserable Tests auf den Markt bringen. Da können Sie genauso gut würfeln gehen.
Autor: Severin Schwan Konzernchef Roche

Das müssen Sie sagen als Roche-Chef, wenn Sie einen eigenen Test haben. Sie schwärzen quasi die Konkurrenz an…

Es wird eine Reihe von Firmen geben, die verlässliche Tests entwickeln werden. Aber es gibt leider Dutzende von Firmen, die miserable Tests auf den Markt bringen. Wir untersuchen diese Tests. Es ist sehr wichtig, dass die Behörden diese Tests unabhängig überprüfen, um sicherzustellen, dass die Patienten tatsächlich verlässliche Testresultate bekommen.

Roche war unter den ersten, die Corona-Tests auf den Markt gebracht hat, mit denen man das Virus nachweisen kann. Wie viele von diesen haben Sie mittlerweile abgesetzt?

Was diese molekularen Tests angeht, da sind wir bis jetzt bereits im hohen einstelligen Millionenbereich.

Und wie viele der kommenden Antikörper-Tests können Sie produzieren?

Da wird es so sein, dass die Skalierung, also die Erhöhung der Produktionsmenge, viel grösser ist und wir bereits Mitte des Jahres im hohen zweistelligen Millionenbereich Tests anbieten können.

Antikörper-Tests können wir viel schneller produzieren. Darum wird das tatsächlich in die Hunderte von Millionen Tests gehen bis Ende Jahr.
Autor: Severin Schwan Konzernchef Roche

Das wären dann bis Ende des Jahres Hunderte Millionen von Tests.

Der grosse Unterschied zu den molekularen Tests (die das Virus nachweisen, Anm. d. Red.) ist, dass wir diese Antikörper-Tests viel schneller produzieren können. Dazu kommt, dass wir in Tausenden von Labors weltweit unsere Plattformen platziert haben, auf denen dann diese Antikörper-Tests laufen können. Darum wird das tatsächlich in die Hunderte von Millionen Tests gehen.

Sie forschen auch mit einem Medikament. Bis wann rechnen Sie hier mit einem Erfolg?

Actemra ist in der Zwischenzeit bereits in die Richtlinien verschiedener Länder aufgenommen worden. Schwerkranke Covid-19-Patienten mit Lungenentzündung zeigen oft eine Überreaktion des Immunsystems. Unser Medikament Actemra dämpft diese Überreaktion. Wir müssen aber diese ersten, vorläufigen Ergebnisse noch in grossen Studien wirklich nachweisen. Die Ergebnisse werden im Juni vorliegen. Wir bereiten uns auf alle Fälle darauf vor, dass die Studien positiv ausfallen, weil dann müssten natürlich die Produktionsmengen zur Verfügung gestellt werden. Entsprechend fahren wir jetzt schon unsere Kapazitäten hoch, um dann gerüstet zu sein.

Ich glaube, bis es eine Impfung gibt, wird es sicher 12 bis 18 Monate dauern, mindestens. Und auch das dürfte ehrgeizig sein
Autor: Severin Schwan Konzernchef Roche

Wann denken Sie, wird es eine Impfung gegen Corona geben?

Ich glaube, das wird sicher 12 bis 18 Monate dauern, mindestens. Und auch das dürfte ehrgeizig sein, wenn man bedenkt, dass die Entwicklung und die Produktion von Impfungen in der Vergangenheit in der Regel mehrere Jahre gedauert hat.

Sind Sie hier auch aktiv in irgendeiner Form?

Wir sind nicht im Impfgeschäft tätig. Das ist nicht unsere Expertise. Neben Actemra fokussieren wir uns auf antivirale Medikamente, also auf Medikamente, die dann wirken, wenn man die Infektion bereits erlitten hat.

Und wann rechnen Sie hier mit einem Durchbruch, ganz generell, also auch von anderen Firmen?

Die Entwicklung von Medikamenten ist immer mit grossen Risiken verbunden. Es kann schnell gehen und durchaus möglich, dass bis Ende Jahr Medikamente auf den Markt kommen, die tatsächlich wirksam und sicher sind. Es kann aber sein, dass Studien scheitern und dass es noch mehrere Jahre dauert, bis man wirklich einen Durchbruch schafft.

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