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Schweiz offen gegenüber KI Häftlinge entlassen und Therapie abbrechen – KI soll helfen

Künstliche Intelligenz soll mitentscheiden bei schwierigen medizinischen Entscheidungen oder der Frage, wer an ein Vorstellungsgespräch eingeladen wird. Das findet die Schweizer Bevölkerung.

In der Schweiz sind die Menschen offen gegenüber Künstlicher Intelligenz (KI) und möchten sie mehr einbeziehen. Das hat Markus Christen mit seinem Forschungsteam herausgefunden. Er ist KI-Experte der Digital Society Initiative der Universität Zürich.

KI soll mitentscheiden, wer den Job bekommt

In der repräsentativen Umfrage wurden rund 1500 Menschen aus der ganzen Schweiz befragt. Etwa zwei Drittel der Befragten sind dafür, dass Künstliche Intelligenz einbezogen wird, auch bei heiklen Themen wie dem Abbruch einer Therapie, der Frage, ob jemand eine Hypothek erhält oder ob ein Strafgefangener freigelassen werden soll.

Eine Frau mit einer VR-Brille.
Legende: KI hält immer mehr Einzug in unser Leben. REUTERS/Yves Herman

Je gravierender die Entscheidung und je mehr die Künstliche Intelligenz alleine und vollautomatisiert solche Dinge entscheiden würde, desto kritischer bewertet das die Schweizer Bevölkerung allerdings. Wenn die KI hilft, Falschnachrichten zu identifizieren, dann sei das zum Beispiel wenig problematisch.

KI-Unwissende, Frauen und politisch Linke sind skeptischer

Wenn es hingegen darum geht, wer an ein Vorstellungsgespräch eingeladen wird oder wer einen Kredit bekommt, dann sind das folgenschwere Entscheidungen. In diesen Fällen wird eher akzeptiert, wenn die KI einfach Empfehlungen abgibt. Die KI soll miteinbezogen werden, entscheiden müsse letztlich aber ein Mensch.

Diejenigen Befragten, die nichts oder nur sehr wenig über KI oder digitale Themen wissen, also rund ein Drittel, sind skeptischer gegenüber der neuen Technologie. Rund zwei Drittel der Schweizer Bevölkerung kennen sich mit dem Thema eher aus und sind optimistischer eingestellt. Laut der Umfrage sind Frauen und politisch Linke tendenziell skeptischer gegenüber KI.

Vertrauen wichtiger als Wissen

Die Umfrage wurde zu Beginn des vergangenen Jahres durchgeführt, also vor der Zeit von ChatGPT. Studienautor Markus Christen räumt ein, dass ChatGPT gewisse Effekte auf die Daten und Resultate haben könnte. Jetzt werde den Menschen zum ersten Mal bewusst, was KI alles könne. Auch wenn wir schon lange mit Google und Siri KI um uns hätten, so Christen.

ChatGPT hat KI einer grösseren Öffentlichkeit zugänglicher gemacht.
Legende: ChatGPT hat KI einer grösseren Öffentlichkeit zugänglich gemacht. EPA/WU HAO

Dennoch bleibt die Studie relevant. Denn das Wissen über Künstliche Intelligenz beeinflusst die Akzeptanz von KI nicht so stark. Laut Studienautor Markus Christen ist der viel wichtigere Faktor, ob wir den Unternehmen, die KI anwenden, auch vertrauen.

Banken und Techkonzerne haben es schwer

Gemäss der Umfrage ist das KI-Vertrauen im Gesundheitswesen am höchsten. Wenn Spitäler künstliche Intelligenz verwenden, dann akzeptiert das die Schweizer Bevölkerung eher, als wenn es eine Bank tut.

Instrumente des Roboter-assistierten da Vinci-Operationssystems.
Legende: Instrumente des Roboter-assistierten Da-Vinci-Operationssystems. KEYSTONE/DPA/Robert Michael

Neben den Banken geniessen die Techkonzerne am wenigsten Vertrauen im Umgang mit KI, zum Beispiel dann, wenn sie KI in sozialen Netzwerken anwenden. Dabei wird die KI-Technologie meistens von diesen Technologiekonzernen bereitgestellt, auch wenn sie dann später von Spitälern eingesetzt wird.

Rendez-vous, 04.05.2023, 12:30 Uhr

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