Mitten im Sandwich zwischen den Bier-Multis Carlsberg (Feldschlösschen), Heineken (Eichhof) und den kleinen Craft-Brauereien steckt die Brauerei Egger in Worb BE.
Das Brauhaus am Tor zum Emmental hat turbulente Jahre hinter sich. Noch vor wenigen Jahren hatte Egger Bier nicht genug Geld, um die überalterten Brauereianlagen zu erneuern.
Egger karrt Bier in die Ostschweiz und retour
Seither füllt die Brauerei Locher im Appenzell das Egger Bier ab. Tankwagen karren den frisch gebrauten Gerstensaft in die Ostschweiz. Und danach in Form von Bierflaschen und -dosen wieder zurück nach Worb.
160 Jahre nach der Gründung durch Gottfried Egger kämpft die Brauerei Egger weiter für ihre Unabhängigkeit und gegen einen Verkauf an eine Grossbrauerei. «Wir sehen uns in der goldenen Mitte des Marktes», sagt David Santschi, Braumeister und Co-Geschäftsführer, selbstbewusst.
Ab 2024 soll der Gerstensaft wieder in Worb gebraut und abgefüllt werden, in einer neuen Brauereianlage beim SBB-Bahnhof Worb. Das alte Brauhaus im Ortskern wird umgenutzt.
Wie eigenständig ist Egger Bier noch?
Das Geld für den Ausbau kommt von neuen Aktionären, die anonym bleiben wollen. Laut «Berner Zeitung» auch von der Brauerei Locher, welche etwa das Appenzeller Bier herstellt. Zu den Investoren will sich Santschi nicht äussern.
Wie eigenständig ist die Brauerei Egger überhaupt noch? «Wir sind nicht aufgekauft worden und existieren nicht nur als Marke wie andere. Wir fällen die Entscheide weiter hier in Worb», sagt Santschi dazu. Trotzdem sei man auf externe Hilfe angewiesen.
Einen anderen Weg geht Müller Bräu in Baden AG, wie einst Egger ein Familienbetrieb mit langer Tradition. Die Verantwortlichen haben dort entschieden, die grosse Brauerei auf dem Müller-Bräu-Areal beim Bahnhof zu schliessen und dort eine Grossüberbauung mit Wohnungen und Gewerbe zu realisieren.
Müller-Bräu in Baden setzt auf Immobilien
Das Müller-Bier braut künftig die Schaffhauser «Falken»-Brauerei, in Baden verbleibt einzig eine Mikrobrauerei für ein Restaurant. «Man kann mit Immobilien mancherorts inzwischen mehr verdienen als mit Bier im hart umkämpften Biermarkt», erklärt Reto Widmer, SRF-Redaktor und Bier-Sommelier, der den Schweizer Biermarkt genau beobachtet.
Egger hingegen geht einen anderen Weg, investiert Millionen in die neuen Brauanlagen. Dies obschon das Worber Brauhaus im Vergleich zu Grossbrauereien viel weniger Bier produziert, wodurch höhere Kosten anfallen. «Egger Bier ist weder Fisch noch Vogel, weder Gross- noch Kleinbrauerei», so Widmer weiter.
Die Investition in die neue Brauanlage sei natürlich ein gewisses Risiko. Wobei es schwierig abschätzbar sei, wer bei den neuen Investoren tatsächlich die Fäden zieht. «Wenn die Brauerei Locher involviert wäre, wäre es etwa denkbar, dass auch Appenzeller Bier in Worb gebraut wird. Dann könnte sich die Anlage rechnen.»
So oder so feiert die Brauerei Egger heuer ihr Jubiläum. Worauf man anstösst: Auf dass noch viele Jahre das in Worb gebraute Egger Bier aus den Zapfhähnen in der Region fliesst.