Die Preise für Strom, Gas und Benzin sind in den vergangenen Monaten massiv gesunken. So kostet die Megawattstunde Gas derzeit rund 50 Franken, und nicht mehr über 300 Franken wie auf dem Höchststand Ende August. 50 Franken hatte der Preis zuletzt im Herbst 2021 betragen. Die Entwicklung beim Strom ist ähnlich.
Bei der Chefin des Stromkonzerns Alpiq, Antje Kanngiesser, ist verhaltener Optimismus angezeigt: «Wir gehen Richtung Frühling. Dann ist das Risiko einer winterlichen Mangellage sicher vorbei. Als Wasserkraftbetreiber hoffen wir aber auf Niederschläge im Frühling und Sommer.»
Die deutsche Bundesnetzagentur kommt zu ähnlichen Schlüssen. Sie überwacht in Deutschland die Strom- und Gasversorgung. In ihrem täglichen Bulletin schreibt sie: «Es ist unwahrscheinlich, dass es in diesem Winter noch zu einer Gasmangellage kommt.»
Mehrere Komponenten spielen mit
Verschiedene Faktoren haben zu der erfreulichen Situation geführt. Unter anderem war der Winter vergleichsweise warm. Entsprechend geringer war der Strom- und Gasverbrauch. Gleichzeitig haben die Industrieunternehmen deutlich weniger Gas verbraucht. Und die Stromunternehmen haben versucht, das Maximum aus ihren Anlagen herauszuholen.
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Und dann gibt es noch eine psychologische Komponente: Die Energieunternehmen hätten gelernt, mit den Unwägbarkeiten umzugehen, sagt Kanngiesser. «Man sieht eine Entspannung, der Markt lernt immer wieder.»
Letztes Jahr habe es sich um Extremszenarien gehandelt. Doch schon im zweiten Halbjahr habe der Markt bei vergleichbaren Veränderungen entspannter reagiert. Aber: «Es ist ein Markt. Wir beherrschen die Faktoren nicht.» Deswegen müsse man sehr achtsam sein, man wisse nicht, was in den nächsten Monaten noch komme, so die Alpiq-Chefin.
Das zeigt sich auch daran, dass die Energiepreise bislang nicht oder noch nicht auf die Trockenheit und den wenigen Schnee in den Bergen reagiert haben. Auch Kanngiesser gibt sich entspannt.
Es sei erst Mitte Februar. «Aber wir beobachten die Veränderung zum Vorjahr, vergleichbare fünf bis zehn Jahresrhythmen. Und wir schauen auch, was im Rest des Jahres passieren muss, dass wir im zweiten Halbjahr wieder gute Speicherstände haben können, bevor wir in den Winter hineingehen.»
Dabei stellt sich für das Unternehmen auch die Frage, ob die Stauseen diesen Frühling geleert werden sollen, so wie dies üblicherweise geschieht. «Wir werden die Speicher sicherlich mit sehr viel Vorsicht und Aufmerksamkeit betreiben.»
Mit hinein spielen nämlich auch finanzielle Überlegungen. Wasser zurückhalten ist ein zweischneidiges Schwert. Damit könnten dem Unternehmen im Frühling gute Geschäfte entgehen. Doch sollte der Sommer erneut trocken werden, wird das gespeicherte Wasser im kommenden Winter umso wertvoller.