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Schweizer Jungunternehmerin Lea von Bidder: Baby-Glück und Corona-Pech

Die Zürcherin ist für ihr Fruchtbarkeits-Band bis ins Silicon Valley gefeiert worden. Die Pandemie hat sie ausgebremst.

Lea von Bidder ist mehrfach gefordert: Ihr Baby Charlotte – drei Monate alt – beschert ihr schlaflose Nächte. Und in ihrem Start-up Ava durchlebte sie schwierige Zeiten, musste Mitarbeiter entlassen und hofft nun auf ein neues Produkt.

Das ist – zusammengefasst – die Situation der 31-jährigen Zürcherin, die in den letzten Jahren als Jungunternehmerin für Aufsehen gesorgt hat.

Soeben ist sie zurück aus dem Mutterschaftsurlaub und sagt: «Ich habe extrem Freude daran, ein Baby zu haben. Es gibt einem viel Perspektive.»

Lea von Bidder kenne ihren Zyklus nach fünf Jahren Ava am Handgelenk inzwischen besser als die meisten Frauen. Bei ihrer Babyplanung habe es dennoch geholfen.

Das Geschäftsmodell ihres Unternehmens ist, Paaren zu helfen, Babys zu bekommen – mit einem 300 Franken teuren Sensor-Armband, das die fruchtbaren Tage einer Frau anzeigt.

Es misst während des Schlafes unter anderem Temperatur, Puls und Atemfrequenz.

Früh gross denken

Seit rund eineinhalb Jahren ist Lea von Bidder Geschäftsführerin von Ava in Zürich. Vorher arbeitete sie vom Silicon Valley aus am Erfolg des Unternehmens und bearbeitete den grössten Markt, die USA.

Als «ECO» sie damals besuchte, sagte sie selbstbewusst: «Wir haben ein neues Produkt, das technologisch viel weiter ist als alles andere.»

Heute sagt sie: «Das Wichtigste, was ich in San Francisco lernen konnte, war, früh gross zu denken. Ich habe dort viele Erfolgsstories nahe miterlebt: von Menschen, die in kurzer Zeit sehr viel erreicht hatten. Das gibt das Gefühl, dass man es auch schaffen und schneller vorwärtskommen kann als gedacht.»

Ava: Geschichte, Zahlen, Ziele

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Lea von Bidder gründete das Start-Up 2014 zusammen mit Pascal König, Philipp Tholen und Peter Stein.

Bisher flossen 42,3 Millionen Franken Finanzierungsgelder in das Jungunternehmen. Zu den grössten Investoren gehören Swisscom und die Zürcher Kantonalbank.

Schwarze Zahlen schreibt Ava noch nicht. Auch über die Höhe des Umsatzes macht Ava keine Angaben. Es seien inzwischen 40'000 Babys mithilfe ihres Sensorbands geboren worden, das die fruchtbaren Tage der Frau anzuzeigen verspricht.

Und das Jungunternehmen will noch mehr: Einerseits eine Zulassung des Bands als Verhütungsprodukt. Zudem soll Ava Covid-19 und andere Infektionskrankheiten vorzeitig erkennen. Eine Liechtensteiner Studie ergab hoffnungsvolle Ergebnisse. Bis Ende Jahr laufen dazu nun weitere Tests in den Niederlanden.

Fast jede zweite Stelle gestrichen

Doch dann kam die Pandemie, welche die Nachfrage nach ihrem Produkt einbrechen liess. Ein Grund dafür sei eine coronabedingt gesunkene Geburtenrate – im Hauptmarkt USA um 4 Prozent.

Von Bidder sieht den Grund dafür in der finanziellen Unsicherheit vieler junger Paare, die ihre Stelle und damit auch ihre Versicherung verloren haben.«In den USA möchtest Du nicht ohne Versicherung dastehen und versuchen, ein Kind zu bekommen.»

Lea von Bidder musste Kosten sparen und entliess im letzten Herbst 40 der 100 Angestellten: Am Hauptsitz in Zürich, aber auch in San Francisco und in Belgrad, wo ihre Software entwickelt wird.

«Das war sicher etwas vom Schwierigsten, das ich in meiner Karriere je gemacht habe.» Sie wünsche es niemandem, aber es gehöre auch zum Start-up-Dasein: «Wenn man von Anfang an Angst hätte, dass einem so etwas passiert, würde man gar nicht erst beginnen», so von Bidder.

Verhütung bleibt das Ziel

Es gibt auch Erfolge. Der grösste ist wohl, dass das Fruchtbarkeits-Band in den USA von den Gesundheitsbehörden anerkannt wurde und damit als medizinisches Produkt gilt. Zudem werde es dort von einzelnen Versicherungen bezahlt.

In Deutschland arbeite man mit Ärzten zusammen.

Es sind immer zwei Schritte nach vorne und einer zurück.
Autor: Lea von Bidder Geschäftsführerin Ava

Ein langjähriges Ziel ist noch nicht erreicht: das Band auch als natürliches Verhütungs-Produkt einzusetzen. Daraus ist bis heute noch nichts geworden.

Wann es kommt, will die Chefin nicht sagen. Nur so viel: Die regulatorischen Hürden seien hoch. Wer ein Versprechen macht, ein Tech-Gadget helfe bei der Verhütung, muss sich seiner Sache sicher sein.

ECO vom 14. Juni 2021

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