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Schweizer Notenumlauf nimmt ab Kopfkissen ade: 1000er-Noten wandern zurück aufs Bankkonto

Privatpersonen und Geschäfte bringen massenweise 1000er- und 200er-Banknoten in Schweizer Währung zurück zu den Banken. Dank der Zinswende drohen ihnen dort keine Negativzinsen mehr. Der sogenannte Notenumlauf in Schweizer Franken hat von Juni bis Oktober 2022 um zehn Milliarden Franken abgenommen.

Geld zu Hause horten, unter dem Kopfkissen oder wohl eher versteckt im Schrank oder in einem Tresor: Das kommt häufiger vor, als man denkt. Genaue Zahlen gibt es nicht. Aber die Statistik der Schweizerischen Nationalbank SNB besagt, dass im Juni 2022 Schweizer Banknoten im Wert von 91 Milliarden Franken im Umlauf waren. Eine enorme Summe. Dazu zählt allerdings auch das Bargeld, das Unternehmen halten. Zum Vergleich: Vor Ausbruch der Finanzkrise lag der Notenumlauf in Schweizer Franken bei gerade mal 42 Milliarden Franken.

Bargeld unter dem Kopfkissen: beliebt in Krisenzeiten

Laut Martin Schlegel, Vizepräsident der Schweizerischen Nationalbank SNB, wird Bargeld typischerweise in Krisen und bei grosser Unsicherheit als Wertaufbewahrungsmittel geschätzt. Ausserdem sei es in den vergangenen Jahren immer unattraktiver geworden, Geld auf dem Bankkonto zu deponieren, weil die Sparkonto-Zinsen tief oder sogar negativ waren. Privatpersonen und Firmen hoben also insbesondere 1000er- und 200er-Noten ab und bewahrten sie selber auf.

Doch nun stellt Martin Schlegel eine Trendwende fest. Von Juni bis Oktober habe der Schweizer Notenumlauf um 10 auf 81 Milliarden Franken abgenommen: «Jetzt gibt es wieder einen Zins auf den Sparkonten. Das heisst, die Leute, die diese Noten hatten, haben sie teilweise zurückgebracht. Wir gehen davon aus, dass dieser Trend weitergehen wird in den nächsten Monaten.»

Aber das Bargeld bleibe zwecks Wertaufbewahrung wichtig. Ein gewisses «Sicherheitspolster» würden Unternehmen und Privatpersonen weiterhin als wichtig erachten.

Wir gehen davon aus, dass dieser Trend weitergehen wird in den nächsten Monaten.
Autor: Martin Schlegel Vizepräsident SNB

Bargeld dient aber nicht nur der Wertaufbewahrung, sondern vor allem auch als Zahlungsmittel. Hier spielen vor allem die kleineren Noten eine wichtige Rolle. Nachdem dieses Geld zu Corona-Extremzeiten noch verpönt war, kommt es gemäss Schlegel seit Anfang Jahr wieder häufiger zum Einsatz. Der Zinsanstieg habe bei den kleinen Stückelungen keine Spuren hinterlassen.

Generell werde aber noch immer weniger mit Bargeld bezahlt als vor Corona. Die SNB untersucht aktuell, wie sich das Zahlverhalten verändert hat. Die Ergebnisse ihrer Zahlungsmittelumfrage will sie im Frühling 2023 vorstellen.

SRF Börse, 15.12.2022 19.25

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