Boris Johnson, François Hollande, John Kerry – die Liste der Redner und Rednerinnen am Swiss Economic Forum (SEF) ist inzwischen ansehnlich. Allerdings war das längst nicht immer so.
Der erste grosse Coup landete das Forum in seinen Anfangsjahren: 2004 stand Al Gore, Vize-Präsident der USA von 1993 bis 2001, auf der Bühne. Der Anlass wurde damit schlagartig schweizweit einem grösseren Publikum bekannt. Weitere grosse Namen folgten.
SEF-Grössen aus den Anfängen
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Bild 1 von 10Legende: 2004 Al Gore war einer der ersten Star-Gäste des Swiss Economic Forums. Keystone
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Bild 2 von 10Legende: 2006 Gerhard Schröder, deutscher Bundeskanzler von 1998 - 2005 Keystone
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Bild 3 von 10Legende: 2007 Kofi Annan, Generalsekretär der UNO von 1997 – 2006 Keystone
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Bild 4 von 10Legende: 2008 Rudy Giuliani, Bürger.meister von New York von 1994 – 2001 Keystone
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Bild 5 von 10Legende: 2009 Richard Branson, britischer Unternehmer und Mi.lliardär Keystone
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Bild 6 von 10Legende: 2010 Paul Krugman, Wirtschafts-Nobelpreisträger 2008. Keystone
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Bild 7 von 10Legende: 2010 Tony Blair, britischer Premierminister 1997 - 2007. Keystone
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Bild 8 von 10Legende: 2011 Guido Westerwelle, deutscher Vizekanzler und Minister. Keystone
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Bild 9 von 10Legende: 2013 Nouriel Roubini, US-Ökonom. Keystone
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Bild 10 von 10Legende: 2013 Larry Fink, Gründer des weltgrössten Vermögensverwalters BlackRock. Keystone
Mit jedem Jahr und jedem zusätzlichen hochkarätigen Gast aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft wurde die «VIP-Liste» des SEF länger. Diese Entwicklung wiederum erleichtert es den heutigen Organisatoren andere Persönlichkeiten fürs Forum zu gewinnen. Allerdings ist selbst diese «VIP-Liste» keine Garantie, dass internationale Figuren anbeissen.
Die SEF-Grössen der letzten 7 Jahre
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Bild 1 von 8Legende: 2014 Nicolas Sarkozy, französischer Staatspräsident 2007 - 2021. Keystone
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Bild 2 von 8Legende: 2016 Gordon Brown, britischer Premierminister von 2007 - 2010. Keystone
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Bild 3 von 8Legende: 2018 John Kerry, US-Aussenminister von 2013 - 2017. Keystone
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Bild 4 von 8Legende: 2019 Boris Johnson, seit 2019 britischer Premierminister. Keystone
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Bild 5 von 8Legende: 2019 Matteo Renzi, Ministerpräsident von Italien 2014 - 2016. Keystone
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Bild 6 von 8Legende: 2020 François Hollande, französischer Staatspräsident 2012 - 2017. Keystone
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Bild 7 von 8Legende: 2021 Mike Pence, US-Vizepräsident von 2017 – 2021. Keystone
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Bild 8 von 8Legende: 2021 Vjosa Osmani-Sadriu, seit 2021 Präsidentin von Kosovo. Keystone
Beispielsweise ist es dem SEF – trotz intensivem Werben – bis heute nicht gelungen, einen Tech-Giganten aus dem Silicon Valley ins Berner Oberland zu holen: Den Tesla-Chef Elon Musk etwa oder Tim Cook von Apple.
Das Netzwerk
In den Anfängen sind die beiden SEF-Gründer, Peter Stähli und Stefan Linder, ihren Wunschreferenten mitunter hinterher gereist. Beim britischen Unternehmer, Milliardär und Abenteurer Richard Branson sei es «vermutlich zum Teil hart an der Grenze zur Belästigung» gewesen, wie Stähli in einem Zeitungsinterview 2014 ausführte. Auch bei Al Gore sind die beiden vor Ort vorstellig geworden.
Entscheidend war und ist zudem ein internationales Netzwerk. Teil davon war lange alt-Bundesrat Adolf Ogi, der mit seinen weltumspannenden Kontakten in die Sportwelt und Politik als Türöffner fungierte. Seit das SEF vollständig zur NZZ-Gruppe gehört, seit 2016, und sich die Gründer zurückgezogen haben, spielt das Netzwerk der ersten Generation kaum noch eine Rolle.
Heute kann das SEF als etablierter Anlass bei potenziellen Referenten und Referentinnen anklopfen und verfügt selbst über eine umfangreiche Namenskartei. Zudem besitzen mitunter auch die NZZ-Korrespondenten rund um den Globus über wertvolle Kontakte zu begehrten Wunschrednerinnen.
Das grosse Geheimnis
Grundsätzlich gilt: Über Geld wird nicht gesprochen. Welchen Referenten und Referentinnen das SEF ein Honorar zahlt und wie viel, ist ein gut gehütetes Geheimnis. Das SEF betont jedoch, dass aktuell mehr als die Hälfte der Auftretenden kein Honorar erhalte.
Die Geheimniskrämerei hat allerdings auch einen handfesten Hintergrund: Ehemalige Politiker oder hochdekorierte Wissenschaftlerinnen haben gutbezahlte Auftritte längst als Geschäftsmodell entdeckt. Der ehemalige britische Premierminister Tony Blair etwa verlangt pro Referat beispielsweise einige 100'000 Franken wie aus öffentlichen Dokumenten hervorgeht. Damit gehört er weltweit zu den absoluten Spitzenverdienern.
Um die ohnehin steigenden Auftrittsgagen nicht noch weiter in die Höhe zu treiben, versuchen die Organisatoren den Referenten ihren Anlass aus anderen als finanziellen Motiven schmackhaft zu machen: In erster Linie soll die Person wegen des Tagungsthemas, des Publikums oder der politischen Grosswetterlage gewonnen werden. Selbstverständlich werfen die Organisatoren auch die Schweizer Berge in die Waagschale, um Wunschkandidatinnen oder -kandidaten ins Berner Oberland zu locken.
Bei Richard Branson haben die SEF-Gründer zum Beispiel mit Fotos der Jungfrau um dessen Gunst geworben; die Jungfrau – Virgin auf Englisch – heisst gleich wie Bransons Unternehmen. 2009 stand er tatsächlich auf der Bühne. Nicht überliefert ist hingegen aus welchen Gründen Branson zugesagt hat.
Für die Veranstalter sind oft nicht nur das Honorar für den Auftritt entscheidend, sondern auch die Kosten für den Transport und die Unterkunft. Bei internationalen Politgrössen kommen zudem häufig weitere Ausgaben für die Sicherheit oder die Entourage hinzu.