SRF: Sie sind nicht nur Konzernchef der UBS, sondern auch Präsident des Tessiner Fussballclubs Collina d'Oro. Können Sie die Erfahrungen vom Fussballplatz auch in die Bank übernehmen?
Sergio Ermotti: Klar. Ich spüre, dass mein Führungsstil stark von meinen Fussballer- und Sportler-Zeiten beeinflusst wird. Ich habe hauptsächlich Team-Sport getrieben und habe immer versucht, einer der besten Spieler zu sein. Aber das ist nie genug. Denn das gesamte Team muss sich anpassen, um die Meisterschaft zu gewinnen. Heute sehe ich mich mehr als Trainer, mehr als Spielführer. Und als Spielführer muss ich ein gutes Beispiel für meine Kollegen sein.
Sie haben einmal gesagt, Sie seien sehr direkt. Man hat aber immer das Gefühl, Banken kommunizieren eher taktisch.
Das stimmt. Im Vergleich zu früher muss ich heute diplomatischer sein. Ich muss aufpassen, was ich sage und wie ich es sage. Aber ich denke, schliesslich ist es das beste, die eigene Meinung zu sagen. Speziell in diesen schwierigen Zeiten, wo wir Klarheit brauchen und Entscheidungen schnell gefällt werden müssen. Wir haben nicht viel Zeit für lange Diskussionen und zu viel Diplomatie.
Ist das auch Ihr Erfolgsgeheimnis?
Ich habe es nach oben geschafft, weil ich nie gedacht habe, dass ich nach oben komme. Ich habe mich immer auf die Dinge konzentriert, die ich gerne mache und darauf, Erfolg zu haben. Und der Rest ist von selber gekommen. Ich glaube, für junge Menschen kann es sehr frustrierend sein, wenn sie schon früh denken, dass sie CEO einer Bank oder Präsident von Amerika werden müssen. Nur wenige Leute werden das schaffen. Ich denke, man muss vor allem Spass haben. Jeder muss seine eigene Zufriedenheit finden. Und dann kommt der Erfolg von selber.
Das Gespräch führte Patrizia Laeri.
Alle Sendungen der «SRF Börse»-Spezialserie finden Sie hier .