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Sexismusvorwürfe an SNB Thomas Jordan: «Wir weisen die Vorwürfe ganz entschieden zurück»

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) befördere fast nur Männer, toleriere eine in Zügen sexistische Unternehmenskultur und entlöhne zumindest in einigen Fällen Männer besser als Frauen: Dies berichtet die «Republik». Das Online-Magazin beruft sich dabei auf Aussagen von aktuellen oder früheren Mitarbeiterinnen sowie Bewerberinnen. Thomas Jordan weist die Vorwürfe zurück.

Thomas Jordan

Nationalbankpräsident

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Thomas J. Jordan wurde 1963 in Biel geboren. Er studierte Volks- und Betriebswirtschaftslehre an der Universität Bern. Er wurde 2012 vom Bundesrat zum Präsidenten des SNB-Direktoriums gewählt.

SRF News: Hat die Nationalbank ein Problem mit Frauen im Unternehmen?

Thomas Jordan: Wir weisen diese Vorwürfe ganz entschieden zurück. Wir tolerieren kein Mobbing, keine Diskriminierung und keinen Sexismus bei der Nationalbank. Allen Fällen, die auftauchen, gehen wir ganz rigoros nach und treffen entsprechende Massnahmen. Wir haben alle Instrumente im Haus, dass sich die Leute entsprechend melden können. Selbstverständlich gibt es auch bei uns Einzelfälle, aber die werden wir ganz genau anschauen und auch alle entsprechenden Massnahmen treffen.

Wir weisen diese Vorwürfe ganz entschieden zurück.

Wenn es darum geht, wie viele Frauen im Unternehmen arbeiten, steht die SNB zahlenmässig aber nicht so gut da.

Wie überall in der Wirtschaft ist die Frauenquote relativ gering. Aber es ist ein Prozess, der sich verändert. Wir haben ein sehr grosses Interesse, dass wir ein Umfeld schaffen, wo sich die Leute wohlfühlen und sich entwickeln können. Wir haben ein Interesse, dass sich alle Talente bei uns entwickeln können. Seien es Frauen oder auch Männer. Wir sind eine Expertenorganisation und sind darauf angewiesen, dass wir eben diese Talente bei uns haben. Das ist eigentlich genau die Stärke der Nationalbank: Dass wir ein gutes Umfeld haben, wo sich die Leute wohlfühlen, damit wir dann auch vom Wissen dieser Leute profitieren können. Und das geht nur, wenn wir auch dieses Umfeld so schaffen.

Warum ist die Frauenquote dann so schlecht?

Die Quote ist nicht schlechter als bei vielen anderen. Es ist ein Prozess. In vielen Bereichen der Bank ist die Quote der Frauen sehr stark angestiegen in den letzten Jahren. In anderen ist es weniger der Fall. Informatik beispielsweise ist ein Bereich, wo wir wenig haben, wie das überall der Fall ist. In anderen Bereichen – gerade Volkswirtschaft – sieht es anders aus. Dort ist die Frauenquote in den letzten Jahren stark angestiegen.

Die Quote ist nicht schlechter als bei vielen anderen. Es ist ein Prozess.

Andere Zentralbanken haben deutlich mehr Ziele formuliert und auch schon höhere Anteile an Frauen in der Belegschaft erreicht. Warum nicht die SNB?

Es ist immer schwierig diese internationalen Vergleiche zu machen. Ich glaube, das ist überall ein Thema. Bei unserer HR-Strategie, der Strategie für das Personal, ist Diversität ein wichtiger Bestandteil. Wir versuchen hier die Bedingungen zu schaffen, damit wir in einem Prozess über die Zeit diese Anteile verändern können.

Was heisst das konkret?

Wir schauen, dass wir Arbeitsmodelle haben, die für sehr viele Leute attraktiv sind. Wir offerieren Teilzeit, wir offerieren Home-Office. Das ist etwas, was es bei uns schon lange vor Corona gegeben hat. Wir versuchen auch, dass wir Familie und Beruf unter einen Hut bringen können. Alle diese Instrumente sind bei uns eingefügt. Wir sind da nicht perfekt. Wir werden an diesen Prozessen weiterarbeiten, dass wir uns perfektionieren können. Wir haben ein Umfeld, dass eigentlich darauf ausgerichtet ist, dass wir das Beste aus den Leuten herausholen können und dass wir die Besten anziehen können, seien es Männer oder auch Frauen. Wir sind auf alle angewiesen. Und als Expertenorganisation brauchen wir diese Talente.

Sie haben aber kein spezifisches Programm zur Frauenförderung. Sollten Sie als öffentliche Organisation nicht den Anspruch haben, ein grösseres Gleichgewicht zu erzielen als jetzt?

In unserer HR-Strategie ist Diversität ein wichtiges Merkmal. Das bezieht sich nicht nur auf Geschlecht, das bezieht sich auch auf Sprache und so weiter. Alle diese verschiedenen Elemente. Das ist dort ein wichtiger Punkt. Es ist uns bewusst, dass es ein Prozess ist, der auch weitergeht. Hier wollen wir uns auch noch entsprechend weiterentwickeln und verbessern.

Gibt es da Projekte?

Es gibt Projekte für Diversität, dass wir diese Sachen fördern wie beispielsweise Beruf und Familie. Das ist ein Projekt, das wir intensiv bearbeitet haben in unserer HR-Strategie, wo wir uns auch durch eine Expertenorganisation von aussen haben beurteilen lassen: Gibt es da irgendwelche Sachen, die wir noch verbessern können. Da haben wir ein gutes Zeugnis bekommen und haben auch einige Sachen weiterentwickelt, damit es noch attraktiver wird. Aber ich glaube, wir unterscheiden uns nicht fundamental von vielen anderen Organisationen.

Das ist etwas, wo wir dran bleiben müssen, wo wird nicht perfekt sind, aber wir sind in diesem Prozess entsprechend drin.

Das ist etwas, wo wir dran bleiben müssen, wo wird nicht perfekt sind, aber wir sind in diesem Prozess entsprechend drin. Auch gegenüber vorher haben wir uns, was die Zahlen angeht, gut entwickelt. Ich möchte einfach nochmals darauf hinweisen: Wir haben kein systematisches Problem. Und allen Fällen, die uns bekannt sind, denen gehen wir wirklich systematisch nach.

Das Gespräch führte Stefanie Knoll .

SRF 3 Wirtschaft, 24.09.2020, 07.40 Uhr ; 

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