Mindestens die Hälfte der verkauften Lebensmittel soll aus dem Kanton Graubünden kommen. Dies ist das Ziel der Organisatoren der Ski-Weltmeisterschaft in St. Moritz. Die vier grossen Catering-Firmen, die auf dem Festgelände und in den VIP-Zelten für den kulinarischen Höhepunkt sorgen, hatten deshalb genaue Vorgaben.
«Die grossen Caterer müssen uns eine Liste mit ihren Lieferanten abgeben», sagt Andri Schmellentin vom Organisationskomitee. «So können wir kontrollieren, ob die 50-Prozent-Quote eingehalten wird. Die kleineren Catering-Stände werden von Hotels und Restaurants geführt, die eh schon sehr regional einkaufen.»
Glück mit der Sponsoren-Auswahl
Das Ziel von 50 Prozent regionalen Lebensmitteln werde gar deutlich übertroffen, sagt Schmellentin. Dafür brauchte es auch viel Glück. Auf die nationalen und internationalen Sponsoren hatte das OK nämlich keinen Einfluss.
Wäre darunter ein Lebensmittelhändler gewesen, der nicht in der Region produziert, wäre es schwierig geworden. Das ist aber nicht eingetroffen: «Zu den Hauptsponsoren gehören ein Milch-Produzent und ein Bier-Hersteller, die im Kanton Graubünden Produktionsstätten haben.»
Auch Bäcker und Metzger profitieren
Ein Nutzniesser des WM-Konzepts ist Metzger Ludwig Hatecke mit seinem gleichnamigen Betrieb in Scuol. Er darf die VIP-Zelte mit seinen Spezialitäten beliefern: Salsiz und Trockenfleisch «Engadiner Kristall». Hatecke rechnet mit 10 bis 20 Prozent mehr Umsatz dank der Ski-WM.
Er betrachtet das Ganze aber mehr als eine Investition in die Zukunft: «Selbst wenn ich kurzfristig kein Geld verdienen würde, wird sich das langfristig auszahlen. Wir können die Besucher von unseren Produkten überzeugen. So kommen sie hoffentlich bald wieder.» Im Moment arbeite er bis zu 15 Stunden pro Tag.
Auch Peter Allensbach, Geschäftsführer der Bäckerei Bad in St. Moritz, profitiert. Das Brot für Hamburger, Hotdogs und Sandwiches sowie die Gipfeli stammen aus seiner Backstube. Die 28 Angestellten schieben derzeit fleissig Überstunden.
«Wir haben 40 Prozent mehr Bestellungen als normalerweise», sagt Allensbach. Für die WM-Zeit hat er drei zusätzliche Bäcker eingestellt. Dass die Organisatoren der Ski-WM den Fokus auf regionale Produkte legen, spürt Allensbach eindeutig: «Wir können viel mehr liefern als noch 2003 bei der letzten Ski-WM.»
Durststrecke für Luxus-Boutiquen
Während die Bäcker und Metzger zu den Gewinnern zählen, dürfte die WM bei den lokalen Uhren-, Schmuck- und Pelzverkäufern weniger Euphorie auslösen. Es gibt derzeit verhältnismässig wenig «High Society» in St. Moritz und darum auch weniger Kunden für diese Branchen.
«In meinem Laden wird es wohl etwas ruhiger zu und her gehen in den nächsten zwei Wochen. So kann ich wenigstens die Rennen anschauen», sagt ein Betroffener, der namentlich nicht genannt werden will.