- Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hebt überraschend den Leitzins deutlich an auf -0.25 Prozent.
- Damit wollen die Währungshüter dem inflationären Druck entgegenwirken, erklärte die SNB.
- Für Sparerinnen und Sparer ist dies eine gute Nachricht, weil so Negativzinsen auf dem Sparkonto bald vorbei sein dürften.
- Der SMI reagierte mit einem markanten Taucher auf die Zinserhöhung und der Franken ist deutlich erstarkt.
Es sei weiter nicht auszuschliessen, dass in absehbarer Zukunft weitere Zinserhöhungen nötig werden, so die SNB. Die straffere Geldpolitik soll verhindern, dass die Inflation in der Schweiz breiter auf Waren und Dienstleistungen übergreift.
Die Inflation hat in den vergangenen Monaten auch in der Schweiz deutlich angezogen – zuletzt lag sie im Mai bei 2.9 Prozent. Das heisst, im Jahresvergleich sind die Preise für Waren und Güter um fast 3 Prozent teurer geworden.
Die Schweizer Börse hat bereits auf die Ankündigung reagiert. Die Zinserhöhung führt zu einem markanten Taucher des Leitindex SMI. Um 9.45 Uhr notierte das wichtigste Kursbarometer um 2.34 Prozent tiefer auf 10'530.28 Punkten. Das ist so tief wie seit Dezember 2020 nicht mehr. Der Franken ist dagegen deutlich erstarkt.
Druck auf die SNB nahm in den letzten Monaten zu
Die Notenbank betonte ausserdem ihre Absicht, bei Bedarf weiterhin am Devisenmarkt zu intervenieren. Die SNB hatte 2021 für 21.1 Milliarden Franken Fremdwährungen gekauft.
Gleichzeitig passt die Nationalbank per 1. Juli 2022 den Freibetragsfaktor an, der zur Berechnung der vom Negativzins befreiten Sichtguthaben der Banken bei der SNB dient. Er wird von 30 auf 28 gesenkt.
Der Druck auf das dreiköpfige SNB-Direktorium, sich der steigenden Inflation in der Schweiz entgegenzustemmen und nach mehr als sieben Jahren Negativzinsen einen Kurswechsel vorzunehmen, hatte zuletzt zugenommen.
Am Vorabend hatte die US-Notenbank Fed zum dritten Mal seit Beginn der Coronavirus-Pandemie den Leitzins erhöht. Durch die Erhöhung um 0.75 Prozentpunkte liegt er nun bei einer Spanne von 1.50 bis 1.75 Prozent.
Die Europäische Zentralbank (EZB) wiederum will erst im Juli ihre Leitzinsen um 0.25 Prozentpunkte anheben. Diese wäre dann die erste Erhöhung seit über einem Jahrzehnt.