SRF News: Der Dollar ist seit Anfang Jahr im Verhältnis zum Franken um mehr als drei Rappen gefallen. Wie erklären Sie sich die aktuelle Dollarschwäche?
Thomas Jordan: Es ist schwierig, hier einen genauen Grund zu nennen. Die Wirtschaftslage in Amerika ist weiterhin sehr gut, die Zinsen sind höher als in anderen Regionen.
Die Märkte haben oft Bewegungen, die schwierig zu erklären sind.
Schwankungen gibt es natürlich immer. Die Märkte haben oft Bewegungen, die schwierig zu erklären sind. Ich gehe davon aus, dass es auch wieder Korrekturen geben wird. Man sollte sich da nicht zu viele Sorgen machen – das kann sich von Tag zu Tag auch wieder ändern.
Welche Auswirkungen hat die Dollarschwäche auf die Schweizer Wirtschaft?
Die USA sind ein wichtiges Exportland für die Schweiz, die gute Wirtschaft in Amerika ist im Moment ein Vorteil für uns. Der Dollar hat zudem noch eine grössere Bedeutung, er ist nicht nur die Währung für den Export nach Amerika, denn sehr viele Exporte nach Asien sind auch in Dollar denominiert. Daher hat der Dollar eine grosse Wirkung und wenn er etwas schwächer ist, wird es für die Exportwirtschaft eher schwieriger.
Aber die aktuelle Kursentwicklung macht Ihnen keine Sorge?
Wir müssen ja immer auf die gesamte Wechselkurssituation schauen. In letzter Zeit gab es eine bessere Entwicklung beim Euro, jetzt geht es beim Dollar etwas in die andere Richtung. Wenn wir das mit der Gesamtsituation vor einem Jahr vergleichen, geht es jetzt deutlich besser.
Wir schauen die Entwicklung des Dollars ganz genau an.
Und wie gesagt: Wir schauen die Entwicklung des Dollars ganz genau an. Unsere Geldpolitik ist ja weiterhin darauf ausgerichtet, den Druck vom Franken zu nehmen. Deshalb haben wir die Negativzinsen und die Bereitschaft, bei Bedarf am Devisenmarkt zu intervenieren.
Aber diese Interventionen sind stark umstritten. Sie sind im Kreuzfeuer der USA, die die Schweiz wegen der Interventionen auf eine «graue Liste» gesetzt haben. Irritiert Sie das?
Wir sind in einem sehr guten Dialog mit den Amerikanern und haben ein sehr gutes Verhältnis zur US-Administration und zur amerikanischen Zentralbank. Wir müssen immer wieder die spezielle Situation der Schweiz erklären: ein kleines Land, eine Exportnation, gleichzeitig ein sicherer Hafen – das kann dazu führen, dass wir grosse Bewegungen beim Wechselkurs haben. Und wir müssen erklären, dass es nicht so ist, dass wir irgendwelche Vorteile mit den Interventionen oder mit der expansiven Geldpolitik herausgeholt hätten.
Sie haben hier am WEF auch amerikanische Vertreter getroffen. War die «graue Liste» dabei auch ein Thema?
Nein, das war kein Thema.
Das Gespräch führte Tobias Bossard.