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Sparübung bei Grossbank UBS verlagert 600 Jobs von Zürich nach Biel

Zu hohe Löhne. Zu hohe Immobilienpreise: Deshalb verlagert die Schweizer Grossbank UBS Hunderte von Arbeitsplätzen vom Finanzplatz Zürich nach Biel. Laut Erich Fehr, Stadtpräsident von Biel, werden davon auch der Detailhandel und die Gastronomie profitieren. In Zürich bedauert man den Schritt.

  • Die UBS lagert Hunderte von Stellen von Zürich nach Biel aus.
  • Das neue Dienstleistungszentrum mit rund 600 Arbeitsplätzen soll spätestens Anfang 2019 in Betrieb gehen.
  • Die Schweizer Grossbank begründet die Verlagerung mit den tieferen Immobilienpreisen und dem tieferen Lohnniveau in Biel.
  • «Ein Umzug nach Biel bringt eine Ersparnis von 12 bis 20 Prozent», sagte der operative UBS-Chef Axel Lehmann.

Die UBS wolle Kosten senken und setze deshalb auf eine Standortpolitik der «massvollen Regionalisierung», erklärt die Grossbank weiter. Daher werden in Zukunft Bankangestellte ohne Kundenkontakt vermehrt in mittelgrossen Städten arbeiten – darunter in Schaffhausen, Renens und Biel.

«Es ist ein grundsätzliches Bekenntnis zur Schweiz. Wir wollen wichtige Arbeitsplätze in einem Umfeld erhalten, das für uns langfristig Sinn macht», sagt Axel Lehmann. Zudem mache sich die UBS intensiv Gedanken, künftig auch die Südschweiz und Innerschweiz zu berücksichtigen, um die «massvolle Regionalisierung» weiterzutreiben.

Heute würden viele Mitarbeiter täglich in den Grossraum Zürich pendeln, wo die UBS derzeit über 10'000 Menschen beschäftigt. «Jetzt gehen wir zu den Leuten, sie müssen nicht mehr zu uns kommen», meint Lehmann.

Bedauern und Hoffen auf faire Lösungen

Benno Seiler, Leiter der Wirtschaftsförderung der Stadt Zürich, bedauert den Entscheid der UBS, fügt aber an: «Unsere Stadt verfügt über 450'000 Arbeitsplätze, da fallen einige Hundert nicht ins Gewicht.» Und es gebe auch Gegenbeispiele: «Adecco verlegt den Hauptsitz nach Zürich und Swiss Re alleine bringt mit einem Neubau viel mehr Stellen zurück als jene, die durch den Entscheid der UBS verloren gehen.» Die Stadt Zürich sei zwar teuer, jedoch nur wegen ihrer hohen Attraktivität.

Einige Hundert Arbeitsplätze fallen nicht ins Gewicht.
Autor: Benno Seiler Leiter der Wirtschaftsförderung der Stadt Zürich

Für die Betroffenen erwartet der Präsident des Bankpersonal-Verbands, Peter-René Wyder, faire Lösungen: «Sie sollen mittel- bis langfristig sein und ein Teil der Arbeit sollte im Home-Office erledigt werden können.» Wyder geht jedoch davon aus, dass noch weitere Banken dem Beispiel der UBS folgen werden.

Back-Office-Mitarbeiter nach Biel versetzt

Im sogenannten «Shared-Service-Center» in Biel sollen Tätigkeiten des Back-Office ausgeführt werden: IT-Dienstleistungen, Aktivitäten rund um die Kontoeröffnung, Wertschriftenabwicklung und die Erstellung von Steuerauszügen.

Erich Fehr, Stadtpräsident von Biel, ist hocherfreut über die neuen Arbeitsplätze.

Das ist die grösste Einzelansiedelung in der Geschichte der Stadt Biel.
Autor: Erich Fehr Stadtpräsident Biel

Biel sei sowohl in der Industrie als auch im tertiären Sektor ein attraktiver Standort. «Und das ist wichtig im Hinblick auf den Ausgleich konjunktureller Schwankungen.» Weil die Ansiedelung der UBS-Arbeitsplätze am Rand der Innenstadt geplant ist, werden laut Erich Fehr auch der Detailhandel und die Gastronomie profitieren.

Jetzt sei es wichtig, die UBS bei der Rekrutierung von neuen Mitarbeitern aus der Region zu unterstützen und die Leute zu motivieren, nicht einfach zu pendeln, sondern nach Biel zu zügeln.

Parallel zum Aufbau des Bieler Centers will die UBS ein vergleichbares und bereits bestehendes Center im waadtländischen Renens vergrössern. Dort arbeiten derzeit 350 bis 400 Angestellte. Zudem gab die Bank letzten November bekannt, ein Service-Zentrum in Schaffhausen eröffnen zu wollen. Erste Mitarbeitende werden kommenden Herbst dorthin umziehen.

Erich Fehr: «Biel ist ein attraktiver Standort»

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