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Stadler Rail bleibt in Belarus «Wir produzieren nicht für einen Diktator, sondern für das Volk»

Der Zughersteller Stadler Rail erzielt Auftragsrekorde und bezieht Stellung zu seinen Produktionsstätten in Belarus.

Ein Auftragseingang von 5.6 Milliarden Franken und mit 18 Milliarden Franken ein Auftragsbestand in Rekordhöhe – Peter Spuhler, Chef von Stadler Rail, ist sehr zufrieden. «Das zeigt, dass die Züge im harten, internationalen Wettbewerb bestehen können.» Aber, fügt Spuhler an, nach zwei Jahren Pandemie sei keine Ruhe eingekehrt. Es gehe weiter mit der Verteuerung der Rohstoffe.

Momentane Situation gehört zum Unternehmertum

«Ich denke, dass die ganze momentane Situation, auch mit der Ukraine und Russland, zum Unternehmertum gehört», sagt Spuhler. Man müsse Lösungen suchen und Sofortmassnahmen treffen. «Wir sind eigentlich sehr zuversichtlich, dass wir mit den entsprechenden Massnahmen die Kurve kriegen».

Teilrückzug aus Belarus

«Es gibt rote Linien», sagt Peter Spuhler. «Wenn supranationale Organisationen Sanktionen beschliessen, dann halten wir uns selbstverständlich daran.» Aber, er sei nach wie vor der Meinung, dass Unternehmen wie Stadler Rail ihren Beitrag leisten müssten, um den Demokratisierungsprozess in Ländern wie Belarus voranzutreiben.

Werk in Fanipol Belarus

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Stadler Rail mit Sitz im thurgauischen Bussnang baut seit acht Jahren in Fanipol, knapp 30 Kilometer ausserhalb der belarussischen Hauptstadt Minsk, Züge und Strassenbahnen vorwiegend für den lokalen Markt sowie für die Staaten der ehemaligen Sowjetunion und weitere internationale Märkte.  

2018 hat Stadler Rail den Standort Fanipol massiv ausgebaut. Das Unternehmen hat dafür 40 Millionen Franken investiert. Stadler Rail beschäftigte dort bis anhin 1500 Mitarbeitende. Zurzeit sind es noch 1200 Angestellte. Die Aufträge im Werk Fanipol machen derzeit noch zwei Prozent der Gesamtproduktion aus.

Laut Geschäftsbericht hat Stadler Rail beschlossen, einen Teil seiner Produktion aus Belarus in die EU nach Polen und zurück in die Schweiz zu verlegen. «So wie es jetzt aussieht, können wegen der Sanktionen ab dem 4. Juni aus dem Westen keine elektronischen Komponenten mehr nach Belarus exportiert werden», sagt CEO Peter Spuhler. Das bedinge Auftragsverschiebungen in die EU. Ganz aufgeben will Stadler Rail den Standort in Belarus aber nicht.

Demokratisierung heisst auch wirtschaftliche Integration.
Autor: Peter Spuhler Chef und Verwaltungsratspräsident von Stadler Rail

«Wir können als vergleichsweise kleines Unternehmen unseren Beitrag an die Demokratisierung leisten, wenn wir Mitarbeiter im Westen ausbilden und sie unsere Sprache lernen», sagt der Unternehmer. Demokratisierung heisse auch wirtschaftliche Integration, so Spuhler.

Wir sind nicht Weltpolizist

«Supranationale Organisationen wie EU, UNO, OECD und ähnliche sollen politische Entscheide für Sanktionen treffen», sagt Spuhler. Unternehmer hätten aber auch eine Verantwortung gegenüber Familienvätern, die bei ihnen arbeiten. «Auch produzieren wir nicht für irgendeinen Diktator, sondern für die breite Bevölkerung», sagt Spuhler weiter.

«Aus diesen Gründen fände ich es falsch, wenn wir uns einfach so – mir nichts, dir nichts – aus dem Staub machen würden». Stadler Rail sieht deshalb von einem vollständigen Rückzug aus Belarus ab, das mit Russland eng verbündet ist.

Rückzugsforderungen im September 2021

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Schweizer Menschenrechtsorganisationen hatten im September 2021 in einem Brief an den Bundesrat gefordert, dass sich Schweizer Unternehmen aus Belarus zurückziehen sollen, weil sich im Land zunehmend ein totalitäres Regime entwickle. Auslöser der Forderung war die Inhaftierung der inzwischen freigekommenen schweizerisch-belarussischen Doppelbürgerin Natallia Hersche. Im Brief wurde explizit auch der Schienenfahrzeughersteller Stadler Rail erwähnt, der in der Nähe von Minsk ein Werk mit heute rund 1200 Mitarbeitenden betreibt.

Froh über Russland-Entscheide in der Vergangenheit

In Moskau fahren seit einigen Jahren Doppelstockzüge von Stadler Rail und in St. Petersburg sind es 16 Strassenbahnen. «Hier haben wir gewisse Serviceaufträge», sagt Spuhler. «Wir sind hier also nur ganz schwach involviert – Gott sei Dank, muss man sagen», so Spuhler wörtlich.

Vor rund zwölf Jahren hätten sie sich überlegt, wie sie die Länder der ehemaligen Sowjetunion angehen wollen. Stadler Rail hat sich für ein Werk in Belarus entschieden und nicht in Russland. Nun hofft Konzernchef Peter Spuhler, dass Belarus nicht direkt in den Krieg involviert wird. Er fügt an: «Wir hoffen, dass Belarus nicht auch noch diesen grossen Fehler macht, den die russische Regierung jetzt gemacht hat.»

SRF 4 News, 15.03.2022, 11:00 Uhr ; 

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