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Stellensuche 2.0 Wenn der Job Sie findet

Immer mehr Arbeitgeber rekrutieren aktiv über Business-Netzwerke wie LinkedIn und Xing.

  • Unternehmen in der Schweiz besetzen 70 Prozent ihrer offenen Stellen, ohne dass sie diese öffentlich ausschreiben.
  • Statt per klassischem Stelleninserat gehen sie aktiv geeignete Kandidatinnen und Kandidaten an, nutzen dafür ihr Beziehungsnetz oder die sozialen Medien.
  • Diese Art von Stellenbesetzung wird erst dann sichtbar, wenn der Stellenwechsel abgeschlossen ist.

In der Regel handelt es sich um gut ausgebildete Personen mit ganz spezifischen Fachkenntnissen, die von dieser Art Stellenbesetzung profitieren. Der Gründer des Schweizer Stellenportals x28, Cornel Müller, kennt sich auf dem Arbeitsmarkt aus. Er macht etwa 50 bestimmte Berufsprofile aus: «Da gehören Informatiker und Ingenieure dazu. Sehr viele Handwerker, zum Beispiel Elektromonteure, Schreiner, Maurer, Sanitärinstallateure, und auch sehr viele Menschen im Pflegebereich.»

Diese Menschen müssen sich seltener um eine Stelle bewerben als andere. Denn die Stelle kommt häufig zu ihnen, weil sie auf dem Arbeitsmarkt begehrt sind. Das war zwar schon immer so, hat mit der Digitalisierung aber zugenommen. Denn heute muss man nicht mehr zwingend jemanden kennen, der jemanden kennt, der zur Firma passen würde. Potentielle Mitarbeiter sind im Internet für alle sichtbar.

Unverfängliche Registrierung

Müller lanciert noch dieses Jahr eine Suchmaschine, welche die Websites der Unternehmen nach Personal abgrast: «Ich gebe in dem Suchfeld Bauingenieur in Thalwil plus 20 Kilometer ein, dann finde ich 293 Bauingenieure, Name, Vorname, Foto, E-Mail, Funktion bis hin zu ganzen CVs.» Damit wird die Personalsuche für Unternehmen noch einfacher.

In einem kleineren Bereich, etwa bei Büroberufen, findet diese Online-Rekrutierung längst statt. Banker, Informatiker und Marketing-Fachleute sind meist auf den Business-Netzwerken LinkedIn oder Xing angemeldet, hinterlegen dort ihre Lebensläufe. Ein gefundenes Fressen für Patrick Loretan und seine Firma HR Pilot.

Er hilft Unternehmen geeignetes Personal zu finden – auch auf LinkedIn und Xing: «Es ist einfach ein zusätzlicher Kanal, den man nutzen kann, um auch auf Profile von Leuten zu stossen, die nicht unbedingt aktiv jeden Tag nach Stellen suchen.»

Wir kennen alle von Google her wie wir suchen, und da suchen wir sehr spezifisch. Das wird nicht anders gemacht auf Xing und LinkedIn.
Autor: Stefanie Seiz Beraterin bei CMP

Mit einem Profil bei LinkedIn und Xing mache sich der Angestellte bei seinem aktuellen Arbeitgeber auch nicht verdächtig, so Loretan: «LinkedIn und Xing sind ja Businessnetzwerke. Da kann man sich auch einschreiben, wenn man einfach Interesse hat am Networken oder sich mit Gleichgesinnten austauschen möchte.»

Und so tummeln sich dort auch viele, denen es eigentlich wohl ist am Arbeitsplatz, die sich aber einen Stellenwechsel durchaus vorstellen können – wenn das Angebot stimmt. Sie zu identifizieren und zu kontaktieren ist Loretans Aufgabe bei HR Pilot. Neben diesen informellen Kanälen nutzt er die Datenbanken von jobs.ch oder monster.ch, wo aktiv Stellensuchende ihre Lebensläufe hinterlegt haben.

Nur wer gefunden wird, kann profitieren

Damit Headhunter und Unternehmen aber überhaupt auf die Personen aufmerksam werden, braucht es einiges. Das stellt auch Stefanie Seiz fest. Mit ihrer Firma CMP berät sie Stellensuchende, auch solche, die bei einem RAV angemeldet sind.

«Es nützt natürlich nichts, einfach zu sagen, ich habe Marketingkampagnen koordiniert und administrative Aufgaben gelöst», so Seiz. «Denn mich interessieren ganz bestimmte fachliche Skills. War das off- oder online, waren Sie verantwortlich für Druckprodukte, wenn ja, welche? Welche Programme beherrschen Sie?»

Firmen suchen ihre Leute nicht anders als wir nach einer Sache im Internet: «Wir kennen alle von Google her wie wir suchen, und da suchen wir sehr spezifisch. Das wird nicht anders gemacht auf Xing und LinkedIn.» So gehe es oft nicht darum, mit Arbeitssuchenden Profile zu erstellen, sondern diese zu optimieren. Denn egal, wie begehrt jemand auf dem Arbeitsmarkt ist: Nur wer gefunden wird, kann profitieren.

Unternehmen, die soziale Netzwerke verwenden (Quelle: BFS/KOF)

Quelle: BFS/KOF
2009 2010
20112015
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