Im Streit um Nachlasszahlungen der bankrotten Swissair ist die belgische Sabena vor Gericht abgeblitzt: Das Obergericht des Kantons Zürich hat in zweiter Instanz einen früheren Gerichtsentscheid bestätigt, wonach die Sabena im Zuge der Swissair-Pleite auf einen Grossteil ihrer Forderung verzichten muss.
Von den fast 2,4 Milliarden Franken, welche die ebenfalls bankrotte belgische Gesellschaft ursprünglich als Schadenersatz verlangt hatte, anerkannt das Gericht bloss deren 28 Millionen Franken. An Sabena war die Swissair-Konzernmutter SAirGroup vor dem Grounding im Herbst 2001 beteiligt.
Entscheid im Sinne des Swissair-Liquidators
Swissair-Liquidator Karl Wüthrich freut es, dass aus dem Nachlass nun wesentlich weniger Geld nach Belgien fliesst, als die Sabena gefordert hatte. «Ich bin froh, dass der Gerichtsentscheid jenen Ideen entspricht, die ich von Anfang an hatte.»
So habe er die von den Sabena- Liquidatoren geltend gemachten Schadenersatzforderungen bei der SAirGroup stets abgelehnt, sagt Wüthrich. «Wir sind der Meinung, diese Schadenersatzsatzforderung sei nicht geschuldet.» Jetzt habe das Zürcher Obergericht diese Haltung bestätigt.
Die anderen Gläubiger erhalten nun mehr
Der Gerichtsentscheid ist eine gute Nachricht für die übrigen Gläubiger der Swissair, denn für ihre Forderungen gegenüber der SAirGroup bleibt dank dem Gerichtsentscheid mehr Geld im Topf: «Dadurch werden Rückstellungen, die wir bei den Abschlagszahlungen gebildet hatten frei. Wir können jetzt rund 440 Millionen Franken mehr an die Gläubiger verteilen», erklärt Wüthrich. Das bedeute, dass jeder Gläubiger rund 3,5 Prozent mehr erhalte, als bislang zu erwarten war.
Auf Geld aus dem Nachlass warten noch immer die Gläubiger der 3. Konkursklasse. Darunter sind Lieferanten, Banken und andere ehemalige Geschäftspartner der Swissair.
Noch immer Jahre bis zum Abschluss
Als nächstes wird Wüthrich in den kommenden Monaten eine weitere Tranche aus dem Swissair-Nachlass an sie auszahlen. Damit ist der Liquidator mit der Swissair aber auch nach 16 Jahren Arbeit noch nicht fertig: «Ich hoffe, dass ich das Verfahren bis in zwei Jahren so abgeschlossen habe, dass für die Gläubiger nicht mehr viel Geld im Spiel ist.»
Im Übrigen, so Wüthrich, liege die Zeitdauer von rund 20 Jahren für die gesamte Liquidation eines derart komplexen Unternehmens im Rahmen früherer, ähnlich komplexer Verfahren.