Zum Inhalt springen

Techbranche Frauen – dringend gesucht

Eine Studie zeigt: Frauen verlassen die Techbranche häufig. SRF hat gefragt, was sich ändern müsste.

Je höher es geht, desto rarer werden die Frauen. In Technologieberufen unterhalb der Managerstufe ist nur jede dritte angestellte Person eine Frau (30 Prozent). Im mittleren Management bleiben noch 21 Prozent, im Topmanagement sind es 20 Prozent Frauen, so der Gender Intelligence Report der Universität St. Gallen.

Frauen steigen nicht nur weniger auf, sondern sie kehren der Branche auch überdurchschnittlich häufig den Rücken.

Unternehmenskultur als Stressfaktor

Frauen erleben in Tech-Berufen deutlich mehr Stress als Männer, so besagt eine Studie des Beratungsunternehmens Bain & Company und des Gleichstellungsverbands Advance. Befragt wurden 670 Angestellte von Schweizer Unternehmen.

Unter Arbeitsbelastung leiden laut der Studie zwar beide Geschlechter. Es gibt aber Themen, die Frauen deutlich mehr belasten als Männer: unregelmässige Arbeitszeit etwa, die Kultur am Arbeitsplatz, Konflikte mit Vorgesetzten oder die mangelnde Klarheit ihrer Aufgaben.

In der Studie weisen die Bain-Autorinnen darauf hin, dass Stress mit geringerer Loyalität zum Unternehmen einhergehe.

Zwei Frauen von hinten an einem Bildschirm mit Quellcode.
Legende: Frauen sind in der Techbranche ohnehin unterrepräsentiert. Mit zunehmender Hierarchiestufe wird ihr Anteil noch kleiner. IMAGO / Panthermedia

Priska Burkard setzt sich für Diversity ein und hat die Studie beratend begleitet. Sie sagt über die Frauen in der Techbranche: «Sie fühlen sich nicht zugehörig. Sie werden übergangen. Sie werden nicht ernst genommen mit ihren Qualifikationen und ihrem Wissen.» Dadurch müssten sie deutlich mehr kämpfen, um ihre Meinung hörbar zu machen.

Genau hier liegt der Schlüssel, findet Murielle Schreck, Geschäftsführerin der Firma qCella. SRF trifft sie an der grössten europäischen Start-up-Messe in Paris, «Viva Technology». Sie sagt: «Klar braucht es die richtigen Funktionen und Strukturen, die uns das ermöglichen. Aber es liegt auch sehr viel an uns. Wir müssen uns einfach trauen.»

Eine andere Unternehmenschefin, Nina Hobi von Alveolix, findet: «Wenn man Frauen fördern will, muss man zuhören. Es ist nicht schlimm, wenn man eine Frau zweimal fragt und sie erst nach dem zweiten Mal Ja sagt. Sie meint dann Ja.»

Die Frauen müssen lauter sein.
Autor: Denise Löder Leiterin Strategische Planung und Portfolio, Siemens

Ähnliche Stimmen gibt es bei Verantwortlichen in Schweizer Unternehmen. Denise Löder ist bei Siemens für strategische Planung zuständig und sagt: «Ich glaube, die Frauen müssen auch lauter sein.» Sie müssten mehr über das sprechen, was sie wahrnehmen, wie sie sich fühlten. Auch Männer müssten in dieser Sache Vorbilder sein: Sie sollten thematisieren, was sie im Job beschäftigt, wie sie Familie und Beruf vereinbaren. «Es geht ja eher um generellere Familienthemen, als dass es um Männlein und Weiblein geht.»

Bei Swisscom sieht man sich auf gutem Wege. Auf Führungsstufe habe man zwischen 35 und 40 Prozent Frauenanteil. «Das ist eigentlich sehr, sehr gut», sagt Isa Müller-Wegner, die für Strategie und Geschäftsentwicklung zuständig ist. Zentral seien Vorbilder – vor allem, wenn es darum geht, aufzusteigen. «Dann ist es umso wichtiger, dass man Vorbilder hat, die man oben sieht und sich sagen kann: Da ist jemand, «die» das durchgestanden hat. Sie ist Mutter und ist trotzdem da oben.»

Bis im Jahr 2030 fehlen in der Techbranche gemäss ICT-Berufsbildung Schweiz 40'000 Fachkräfte. Der Mangel wäre kleiner, könnten mehr Frauen für die Branche gewonnen oder darin gehalten werden.

Tagesschau, 14.6.2025, 19.30 Uhr;stal;liea

Meistgelesene Artikel