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Teure mobile Daten Roaming nervt auch Touristiker

  • Anders als innerhalb der EU werden die Roaming-Gebühren in der Schweiz vorerst nicht abgeschafft.
  • Für Touristen aus dem Ausland bleiben das mobile Telefonieren und Surfen in der Schweiz deshalb teuer.
  • Das ärgert die Tourismus-Direktoren: Sie befürchten, dass die Schweiz ihren Ruf als Hochpreisinsel weiter zementiert.
  • Nachteile könnten auch im Marketing entstehen: Etwa, wenn Ferienfotos aus Kostengründen nicht auf Facebook oder Instagram geladen werden.

Ankunft in Engelberg. Das Gepäck ist schwer. Wo ist die Unterkunft? Wo ein Restaurant, um den Hunger zu stillen? – Die App von Engelberg-Tourismus hilft dem Feriengast weiter. Allerdings werden sich ausländische Gäte angesichts der saftigen Roaming-Tarife zweimal überlegen, ob sie die App wirklich starten sollen.

Das ärgert den Marketing-Leiter bei Engelberg-Titlis-Tourismus, Mark Zemp. Die Schweiz habe sowieso das Image, sehr teuer zu sein, sagt er. «Wir müssen das nicht noch mit den hohen Roaming-Gebühren unterstreichen.»

WiFi bis zum Titlis hinauf

Engelberg hat einen Ausweg gesucht und bietet nun im Dorf und auf den Bergbahnen bis hinauf zum Titlis einen fast flächendeckenden gratis-WiFi-Empfang an. So können in- und ausländische Gäste jederzeit auf ihrem Smartphone Push-Meldungen des Tourismus-Büros empfangen und Informationen zur Region herunterladen. Finanziert wird das Netz von der Tourismus-Organisation, Hotels, Gastro-Betrieben und Bergbahnen.

Allerdings: «Sobald der Gast das Dorf oder die Bergbahn verlässt, ist er ausserhalb des WiFi-Bereichs», erklärt Zemp. Gehe der Tourist also auf eine Wanderung, dann sei es vorbei mit dem kostenlosen Internet-Zugang. Das dürfte vorerst so bleiben: «Ich glaube nicht, dass wir in Zukunft auch die Wandergebiete abdecken können.» In diesen Gebieten müssen die Feriengäste also wieder hohe Roaming-Tarife gewärtigen, falls sie Online-Dienste nutzen wollen.

Zemp ist überzeugt, dass dies auch die touristische Vermarktung seiner Ferienregion benachteilige: «Die Leute wollen ihr Erlebnis sofort teilen. Wenn die anfallenden Gebühren aber so hoch sind, überlegt man sich zweimal, ob man ein Foto hochlädt.» Konkret befürchtet der Marketing-Chef von Engelberg, dass ihm wertvolle Werbung auf Facebook, Twitter oder Instagram durch die Lappen geht, wenn ausländische Gäste ihr Titlis-Foto aus Kostengründen nicht, oder nicht sofort, ins Netz laden.

Lukrativ für Telekom-Konzerne

Ähnliche Befürchtungen wie Zemp hegt auch der Schweizer Tourismus-Verband. Er fordert, dass sich die Schweiz der EU anschliesst und die Roaming-Gebühren mit der EU fallen lässt. Beim Bundesamt für Kommunikation heisst es auf Anfrage, der Bundesrat habe sich in den letzten Jahren mehrfach mit dem Anliegen befasst. Allerdings habe die politische Unterstützung für entsprechende Ideen bisher gefehlt.

Offenbar kämpfen die in- und ausländischen Telekom-Konzerne hartnäckig für ihre lukrativen Roaming-Einnahmen. Zum Ärger von Schweiz-Reisenden aus dem Ausland – und von Schweizer Reisenden im europäischen Ausland.

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