Werden die Firmen die Preise senken? Nicht ohne weitere Massnahmen. Der Novartis-Chef zum Beispiel stellte in Medienartikeln und einem Interview mit der «NZZ» die Idee in den Raum, in Europa die Preise anzuheben, um Preisreduktionen in den USA zu kompensieren.
Werden die Medikamentenpreise in der Schweiz nun steigen? Das steht nicht zur Diskussion. «Es ist nicht die Frage, ob die Firmen höhere Medikamentenpreise bekommen oder nicht», sagte Elisabeth Baume-Schneider in einem Interview mit «10 vor 10» von SRF. Für die Pharma sei es eine schwierige Zeit. «Deshalb müssen wir über die Standortpolitik für die Pharma diskutieren. Es kommt aber nicht infrage, dass eine Preiserhöhung durch die Prämienzahlenden bezahlt wird», so Baume-Schneider. Die Positionen des Bundesrats und den Firmen gehen also auseinander.
Warum nehmen Pharmafirmen nicht einfach weniger Umsatz in Kauf? Die Pharmafirmen betonen, dass sie hohe Forschung- und Entwicklungskosten stemmen müssen. Bis ein neues Medikament fertig entwickelt ist, dauert es rund ein Jahrzehnt und die Kosten belaufen sich auf 5.5 Milliarden Franken. Zudem ist ein Teil der Forschungskosten verloren, denn nur etwa 10 von 100 Entwicklungen schaffen es auf den Markt.
Warum bezahlen die Firmen nicht mit eigenen Gewinnen? Unter dem Strich bleiben trotz Forschungsausgaben hohe Gewinne. Die Firmen schütten einen Teil davon in Form von Dividenden aus. «Das sind Dutzende Milliarden, die dem Gesundheitssystem entzogen werden und in die Taschen der Aktionäre fliessen», sagt Beat Ringger, Buchautor und Teil der Allianz «Pharma für alle», die Reformen der Industrie fordert. Aus Sicht der Pharmaunternehmen sind Dividenden wichtig, um die Investoren bei Laune zu halten – für künftiges Geld. «Da die Medikamentenforschung sehr risikoreich ist, ist die Dividende eine notwendige Risikoprämie für unsere Anleger», schreibt Roche auf Anfrage.
Weniger Dividenden – Risiken und Nebenwirkungen? Pharmaunternehmen sind börsenkotierte Aktiengesellschaften. Damit sind sie abhängig von der Entwicklung der Finanzmärkte. Roche und Novartis haben in den letzten Jahren die Dividenden erhöht. Mit dieser Praxis zu brechen, sei heikel, findet Pharma-Experte Michael Nawrath vom Finanzdienstleister Octavian. «Für die Aktionäre sind Dividenden ein Kaufgrund, und sie sind Ausdruck von Stabilität dieser Firmen», sagt er. Verliert eine Firma stark an Börsenwert, wird sie im schlimmsten Fall zum Übernahmekandidaten.
Kompromissmöglichkeiten: Die Ökonomen der Raiffeisen sehen einen Kompromiss als wahrscheinlichstes Szenario in den USA. «Pharmaunternehmen könnten anbieten, die Preise für Produkte zu senken, für die in Kürze der Patentschutz ausläuft», schreibt Raiffeisen in einer Analyse. Das wäre gemäss den Raiffeisen-Experten verkraftbar. Die Trump-Regierung könnte diesen Deal als innenpolitischen Erfolg verkaufen. Auch die Verlagerung der Produktion sei ein guter Weg, während Forschung und Entwicklung in der Schweiz bleiben.
Nächste Schritte: Wie die Firmen auf Trumps Forderung reagieren, geben sie nicht bekannt. Sie werden wohl, wie bei den Zoll-Drohungen, Investitionen in den Vordergrund rücken, die Arbeitsplätze und Steuergelder in die USA bringen.