Die Gewerkschaften anerkennen zwar den Druck auf die Unternehmen, den die Frankenstärke verursacht (ihre Produkte werden im Ausland teurer, die Aufträge gehen zurück, die Unternehmen müssen billiger produzieren und sparen). Dennoch: In die anstehenden Lohnverhandlungen steigen sie mit der Forderung nach 0,5 bis 1,5 Prozent mehr Lohn.
Ausnahmen sollen möglich sein
Bei existenziell vom starken Franken bedrohten Unternehmen wollen die Gewerkschaften allerdings auf ihre Forderung nach Lohnerhöhungen verzichten – zum Schutz der Arbeitsplätze, wie sie mitteilen. Nullrunden in den Lohngesprächen soll es aber nur in Ausnahmefällen geben, halten die Gewerkschaften fest. Der überbewertete Franken stelle die Unternehmen vor grosse Herausforderungen, schreiben der Gewerkschaftsdachverband Travail.Suisse und die angeschlossenen Verbände Syna, Transfair und Hotel&Gastro Union in einem Communiqué.
Löhne nur bescheiden gestiegen
Eine breite Krise der Volkswirtschaft sei aber nicht zu erwarten, schreiben sie weiter. Das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) prognostiziere selbst für 2015 ein Wirtschaftswachstum von 0,8 Prozent. Lohnerhöhungen lägen deshalb auch in diesem anspruchsvollen Jahr durchaus drin.
Travail.Suisse verweist darauf, dass die Lohnerhöhungen seit 2010 trotz ansprechender Wirtschaftsentwicklung sehr bescheiden ausgefallen seien. Es entspreche der Tradition in der Schweiz, in wirtschaftlich guten Zeiten die Löhne moderat zu erhöhen, damit aber auch in anspruchsvollen Zeiten fortzufahren.
Von der Frankenstärke seien längst nicht alle Branchen betroffen, betont Syna-Präsident Arno Kerst. Lohnerhöhungen seien angesichts der prognostizierten Wachstumszahlen deshalb angebracht, zudem würden diese die Binnenwirtschaft zusätzlich ankurbeln.
Kompromissbereit zeigt sich Kerst einzig bei Firmen, welche derzeit rote Zahlen schreiben. Hier habe die Arbeitsplatzsicherheit klar Priorität. Allerdings fordert der Syna-Präsident in diesen Fällen mehr Transparenz.
Druck machen auf gleich hohe Löhne für Frauen
Der Verband will zudem die Erhöhung der Frauenlöhne ins Visier nehmen: Der freiwillige Lohngleichheitsdialog sei ergebnislos gescheitert, heisst es. Nun müsse die Lohngleichheit aktiv angestrebt werden. Auch den Bundesrat fordern die Gewerkschaften auf, endlich die versprochenen Massnahmen zur Bekämpfung der Lohnungleichheit zu präsentieren.
Arbeitgeber befürchten Kostenschub
Der Arbeitgeberverband will von Lohnerhöhungen für die meisten Beschäftigten nichts wissen. Die Forderung nach Erhöhungen von 0,5 bis 1,5 Prozent bezeichnet er in einer Reaktion als «unangebracht und verfrüht». Der nach wie vor stark überbewertete Franken, die Instabilität der Eurozone und die Unsicherheiten in der Zuwanderungsfrage sorgten für erschwerte Umstände, teilt der Verband mit. Es sei schwer abschätzbar, wie lange die Frankenstärke andaure und wie sie sich auswirken werde. Unter diesen Umständen müsse in den nächsten Monaten die Sicherung der Arbeitsplätze im Vordergrund stehen, verlangte der Arbeitgeberverband. Ein weiterer Kostenschub durch Lohnerhöhungen auf breiter Front lasse sich jetzt nicht rechtfertigen. |