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Trotz steigender Preise Experte: 2022 wird ein gutes Aktienjahr

Die Konjunktur stehe erst am Anfang, so Christoph Schenk von der ZKB. Deshalb verkrafte die Wirtschaft auch Inflation.

2021 wird als gutes Börsenjahr in die Annalen eingehen, soviel steht jetzt schon fest. Doch weit mehr als für die Vergangenheit interessieren sich Anleger und Anlegerinnen für das, was bevorsteht. Weil in vielen Ländern momentan die Inflation stark ansteigt, tun sich Investorinnen und Investoren aber schwer damit, die Lage einzuschätzen. Schadet Inflation – steigende Preise für Güter und Dienstleistungen – den Börsen, oder hilft sie ihnen?

Steigende Preise haben kaum je geschadet

Die Zürcher Kantonalbank hat für Radio SRF untersucht, wie Börsen in Phasen mit hoher Inflation abgeschnitten haben. Und sie hat festgestellt, dass steigende Preise den Aktienmärkten kaum je geschadet haben.

Die Inflation kommt ja, weil die Wirtschaft gut läuft. Sie ist meistens auf einem Spitzenniveau, darum gibt es die Engpässe und die Preise steigen. Das ist gut für Aktienmärkte.
Autor: Christoph Schenk Anlagechef der ZKB

Der Anlagechef der ZKB, Christoph Schenk, erklärt, wieso: «Die Inflation kommt ja, weil die Wirtschaft gut läuft. Sie ist meistens auf einem Spitzenniveau, darum gibt es die Engpässe und die Preise steigen. Das ist gut für Aktienmärkte.»

Eine Ausnahme von der Regel gab es allerdings in der Geschichte: «In den 1970er-Jahren, als die Inflation das letzte Mal sehr hoch war, hat man gesehen, dass – sobald die Inflationsraten deutlich über nachhaltig fünf Prozent stiegen – auch der Schweizer Markt etwas gelitten hat, aber nicht so stark.»

Auch kein Einbruch bei steigenden Zinsen

Was aber passiert, wenn die Notenbanken die Zinsen anheben, wie das etwa die US-Notenbank schon angekündigt hat, um die Inflation zu bekämpfen? Höhere Zinsen bedeuten für Firmen höhere Kosten – was sich negativ auf die Gewinne auswirkt. Auch das sieht Christoph Schenk entspannt. Selbst steigende Zinsen würden nicht sofort zu einem Einbruch der Börsen führen.

Denn die Faustregel, dass Börsen heruntergingen, sobald die Zinsen rauf gingen, sei eben nicht ganz korrekt, denn: «Wenn die Unternehmen die Margen halten oder sogar ausweiten können, weil sie die Preise durchreichen können, können sie mit der Inflation auch ihre Gewinne halten oder sogar steigern. Das heisst, die Zinsen steigen, aber sobald die Gewinne das überkompensieren können, steigen auch die Aktienkurse.»

Wir sind am Anfang der Zinserhöhung, die Konjunktur läuft noch. Darum können die Aktien in dieser Phase den Negativeffekt des Zinsanstiegs überkompensieren – mit den Gewinnen.
Autor: Christoph Schenk Anlagechef der ZKB

Der Aktienmarkt komme erst dann unter Druck, wenn die Wirtschaft an Tempo verliere, Firmen keine höheren Preise mehr durchsetzen könnten und gleichzeitig die Zinsen weiter anstiegen. Dann erst verdienen Firmen weniger, was sich negativ auf die Aktienkurse auswirkt.

Mann steht vor einem Bildschirm, der die Börsenkurse abbildet.
Legende: Langsameres Wirtschaftstempo, tiefere Preise bei Firmen und steigende Zinsen: Erst dann sei der Markt unter Druck, sagt Schenk. Keystone

In dieser Phase sei man aber noch lange nicht, sagt der ZKB-Anlagechef. Sondern: «Wir sind am Anfang der Zinserhöhung, die Konjunktur läuft noch. Darum können die Aktien in dieser Phase den Negativeffekt des Zinsanstiegs überkompensieren – mit den Gewinnen.»

Christoph Schenk wagt deshalb eine Prognose: 2022 werde – trotz steigender Zinsen – ein gutes Aktienjahr.

SRF 4 News, Heute Morgen, 28.12.2021, 06:00 Uhr

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