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Uefa Women's Euro Sponsoring im Frauenfussball: Wie nachhaltig ist der Hype?

An der EM werben grosse Firmen für Frauenfussball. Doch das Ziel ist es, Sponsoren auch abseits von Grossanlässen zu gewinnen.

Vor der Frauenfussball-EM steigt das Interesse am grössten Sportanlass in der Schweiz seit Jahrzehnten. Die Uefa hat rekordmässige 600'000 Tickets verkauft.

Gross ist die Vorfreude bei Fans, aber auch bei Marken, die sich von der Europameisterschaft einen Werbe-Effekt erhoffen. Der Sport boomt und einige Spielerinnen, wie beispielsweise die Schweizerin Alisha Lehmann, sind weltweit bekannte Social-Media-Stars.

Alisha Lehmann gibt Autogramme
Legende: Publikumsmagnet Alisha Lehmann Die Nati-Spielerin muss sich keine Sorgen um Sponsoring machen. Sie hat auf Instagram 16.7 Millionen Follower. SRF

Mehr Sichtbarkeit für den Frauenfussball

Für die EM fliessen Sponsoring-Gelder von umgerechnet 38 Millionen Franken an die Uefa. Fast drei Mal mehr als an der EM vor drei Jahren.

Neben grossen Unternehmen wie Heineken, Visa und Pepsi, treten in der Schweiz unter anderem UBS und Coop als Sponsoren auf, und neu schreiben sich auch Swissquote und Swisscom den Frauenfussball auf die Fahne. Die Axa-Versicherung gilt als Pionierin: Sie unterstützt den Frauenfussball seit 2019 und hat diesem zu mehr Sichtbarkeit verholfen.

Frauen werden im Fussball selbstbewusst als Heldinnen zelebriert.
Autor: Regula Bührer Fecker Werberin / Inhaberin La Stratégiste

Frauenfussball sei eine viel breitere Plattform geworden, sagt Werberin Regula Bührer Fecker, Inhaberin von La Stratégiste. «Spannend finde ich auch, dass die Firmen nicht mehr nur Diversitäts- und Inklusions-Engagements daraus machen, sondern dass sie Frauen im Fussball selbstbewusst als Heldinnen zelebrieren.»

EM-Veranstalter schreiben Defizit

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Doris Keller, Direktorin der Uefa Women's Euro 2025 sagte kürzlich, die EM 2025 sei defizitär und werde von der Uefa unterstützt. «Langfristig wird der Frauenfussball selbsttragend sein, aber so weit sind wir noch nicht.» Die Uefa will in den nächsten Jahren eine Milliarde investieren, um den Frauenfussball in Europa auf ein professionelles Niveau zu heben.

Die Public Viewings werden jedoch von den Austragungsstädten finanziert. Die Uefa übernahm dies nicht – im Gegensatz noch zur Männer-EM im Jahr 2008 .

An der Frauen-EM 2025 entschieden die Austragungsstädte, ob sie offizielle Fanzonen errichten wollten, schreibt die UEFA dazu. «Es besteht keine Verpflichtung.» Städte, die in den Fanzonen auch Public Viewings anböten, finanzierten diese deshalb selbst.

Auch die Events seien kein Gewinngeschäft, sagt Sabine Horvath, Gesamtprojektleiterin der Uefa Women's Euro Fazone Basel. Die Stadt Basel hat 13 Millionen Franken für Public Viewing Events aufgeworfen und erhofft sich hohe Umsätze der erwarteten 500'000 Besuchern.

Unterstützung nur für Top-Spielerinnen

Und was sagen die Nati-Spielerinnen? Von ihnen können vor allem diejenigen vom Sport leben, die in ausländischen Ligen spielen. Die Frauen spüren das gestiegene Sponsoring-Interesse.

Sind die Sponsoren nach der EM auch noch da?
Autor: Meriame Terchoun Spielerin Fussball-Nationalmannschaft

«Das ist sicher gut», sagt Nati-Spielerin Meriame Terchoun, aber es gehe um Sponsoring auf höchsten Spielerinnen-Niveau. «Die Spielerinnen der Nationalmannschaft und auch in den höchsten Europäischen Ligen sind natürlich immer interessant». Bei den Männern dagegen fänden auch weniger hochklassierte Spieler noch Sponsoren. «Ich hoffe schon, dass die Unterstützung etwas breiter wird», sagt Terchoun.

Und: «Mir fällt auf, dass viele Firmen auf den EM-Zug aufspringen wollen. Für mich stellt sich die Frage: Sind die Sponsoren nach dem Anlass auch noch da?»

Perspektiven für ambitionierte Fussball-Mädchen

Mehr Unterstützung für den Frauenfussball? Die Voraussetzungen seien gut. Das Interesse am Sport habe in der Schweiz schon vor der EM zugenommen, sagt Peter Knäbel, designierter Präsident des Schweizerischen Fussballverbands.

Mit Nati-Spielen, den Meisterschafts- und Cupfinale habe man fünfstellige Zuschauerzahlen. «Das heisst: ein Markt ist da. Aber dieser muss es auch schaffen, dass Spielerinnen, Schweizer, junge Spielerinnen eine Perspektive haben, dass jedes Mädchen in der Schweiz sagen kann: Ich habe eine Perspektive als Profispielerin. Und das muss eben auch schon in der Schweiz möglich sein. Dafür kämpfen wir.»

Frauenfussball lockt noch Wenige ins Stadion

Fakt ist aber auch: Die Beachtung des Sports bei den Fans ist im Vergleich zum Männer-Fussball noch überschaubar. Gerade einmal 569 Zuschauerinnen und Zuschauer sollen im Schnitt ein Spiel in der Schweizer Frauen-Superliga besuchen – bei den Männern sind es 12'314 Zuschauer.

Je erfolgreicher die Frauen-Nati an der EM, desto grösser wohl die Chancen für noch mehr Beachtung des Sports. Veranstalter, Austragungsorte und die Frauen hoffen, dass die erhöhte Aufmerksamkeit von Sponsoren und Medien auch über die EM hinaus anhält.

10vor10, 01. Juli 2025

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