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«Grabs» Börsengang mittels umstrittener Mantelgesellschaft
Aus Echo der Zeit vom 13.04.2021. Bild: Keystone
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Umstrittene Unternehmenshüllen Spacs: Spekulieren mit Promis

Promis wie Serena Williams oder Jay-Z machen beim jüngsten Börsen-Hype mit und sind bei einem sogenannten Spac involviert. Ein Finanzvehikel, das derzeit weit über die Finanzwelt hinaus Schlagzeilen macht.

Es ist eine Eigenheit dieser neuen Finanzvehikel, diese «Special Purpose Acquisition Companies» kurz Spacs, dass sie mit grossen Namen in Verbindung gebracht werden. Zu hunderten sind dieses Jahr bereits solche Spacs in den USA entstanden – doppelt so viele wie im ganzen vergangenen Jahr, sagen Börsenbeobachter. Und auch in Europa gibts die ersten solchen Firmen.

In der Schweiz steht der Spac-Zähler noch bei null, obwohl die Börse sehr bemüht ist, solche zuzulassen, um auch von diesem Trend zu profitieren. Wie diese Spacs funktionieren und weshalb es sie in der Schweiz noch nicht gibt, erfahren Sie in dieser Übersicht:

Das ist ein Spac: Eine Special Purpose Acquisition Company ist eine Unternehmenshülle. Eine Firma, die selbst weder ein Produkt herstellt, noch eine eigene Dienstleistung anbietet. Diese Unternehmenshülle ist einzig dazu da, um an die Börse zu gehen und dann ein anderes noch unbekanntes Unternehmen aufzukaufen, das noch nicht an der Börse ist.

Anlegerinnen und Investoren geben den Spacs damit einen Blankoscheck, in der Hoffnung die Köpfe hinter der jeweiligen Unternehmenshülle werden dann einen lukrativen Deal einfädeln. Diese prominenten Köpfe erhalten dann typischerweise einen stattlichen Anteil an der Firma.

Börsengang über die Hintertür: Für die Unternehmen, die von Spacs aufgekauft werden, ist es ein einfacher Weg an die Börse – ohne einen langfädige und vor allem teuren Börsengang zu durchlaufen, bei dem ihr Geschäftsmodel und ihre Bilanz durchleuchtet wird. Win win win also? Mitnichten. Wenn neben Finanzexperten plötzlich Promis und Profisportler Werbung für komplexe Finanztransaktionen machen, läuten die Alarmglocken.

Grösster Spac-Deal: Uber-Rivale Grab will an die US-Börse

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Der in Südostasien starke Fahrdienstvermittler Grab peilt einen Börsengang in New York an. Das Unternehmen aus Singapur will über die Fusion mit einer sogenannten Special Purpose Acquisition Company - kurz Spac - auf kurzem Wege durch die Hintertür an die Nasdaq, wie es am Dienstag mitteilte.

Grab wird bei dem Deal mit dem Tech-Investor Altimeter, der dem Konzern über vier Milliarden US-Dollar an frischen Mitteln erlösen soll, nach eigenen Angaben mit 39.6 Milliarden Dollar bewertet und strebt damit den bislang grössten Spac-Börsengang überhaupt an.

Grab wurde 2012 gegründet und ist in 428 Städten und acht Ländern weltweit vertreten. Ähnlich wie der US-Rivale Uber bietet das Unternehmen neben Fahrdiensten inzwischen eine ganze Reihe von Services über seine App an, dazu zählen Lieferdienste, aber auch Finanzdienstleistungen. (dpa)

Schweizer Finanzmarktaufsicht ist alarmiert: Auch bei der Finanzmarktaufsicht Finma in der Schweiz. Sie sieht vor allem Risiken. «Diesen Risiken muss man angemessen begegnen, bevor man ein solches Vehikel lanciert», sagt Finma Mediensprecher Tobias Lux. «Es stellen sich Fragen zum Anlegerschutz, zur Markttransparenz und zur Marktintegrität.» Deshalb wolle die Finma zuerst über solche Spacs diskutieren, bevor in der Schweiz ein solches Vehikel lanciert wird.

Finma steht auf die Bremse

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Wenn die Finma sagt, sie will über Spacs diskutieren, heisst das, sie befiehlt der Schweizer Börse zuerst ihr Regelwerk zu ergänzen. Die Schweizer Börse stellt zwar ihre eigenen Regeln auf, abgesegnet werden diese aber von der Finma. «Wir arbeiten selber mit Hochdruck an der Ergänzung der Regularien auf Spacs hin», sagt der Mediensprecher des Regulierungsarms der Schweizer Börse, Hrvoje Tkalcec.

Schweizer Börse muss Regeln anpassen: Wie die Regeln konkret angepasst werden müssen, sagt die Schweizer Börse nicht. Jedoch ist klar, wo es allenfalls Probleme mit dem Anlegerschutz gibt. Zum Beispiel bei der Erfolgsbilanz: Eine Firma, die an die Börse will, muss ihre Zahlen zu den letzten drei Geschäftsjahren offenlegen. Bei neu gegründeten Special Purpose Acquisition Companies gibt es solche Informationen schlicht und ergreifend nicht.

Für Anlegerinnen und Investoren ist ein Spac somit ein Blindflug. Es gibt auch keine Transparenz, wie die Firma Geld effektiv verdienen wird, also kein eigentliches Geschäftsmodell zum Analysieren. Das Einzige, woran sich die Anlegerinnen und Investoren orientieren können, sind die Köpfe hinter dem Spac – etwa Serena Williams, Sergio Ermotti, Jay-Z.

Zweifel am Spac-Boom: Klingende Namen reichen aber nicht – zumindest der Finma nicht. Und auch in den USA kommen der Aufsichtsbehörde Zweifel, ob der Spac-Boom noch gesund ist. Auch sie tritt auf die Bremse. Vor einigen Wochen warnte sie Investoren und Anlegerinnen, nicht blind in Finanzvehikel zu investieren, nur wegen einer Promibeteiligung. Nun mahnt sie Spacs zur Transparenz. Könnte sein, dass den Spacs die Luft ausgeht, bevor die Schweiz überhaupt Regeln für solche Unternehmenshüllen hat.

Echo der Zeit, 13.4.2021, 18:00 Uhr

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