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Unauffällig und erfolgreich Der Töffli-Fahrer tritt als ZKB-Chef ab

Mit einem Gewinn von 942 Millionen Franken vollendet Martin Scholl sein letztes Jahr als Chef der ZKB. Diesen Sommer geht er in Pension.

Freunde bezeichnen den scheidenden ZKB-Chef als unauffällig, auch etwas konservativ. Ein Mann mit Prinzipien. Böse Stimmen sagen, er sei langweilig, kein Anreisser, wirke so bieder wie ein Staatsbeamter. Möglicherweise ist genau diese Zurückhaltung, das Erfolgsrezept des Martin Scholl. Während sich UBS und CS in konstanter Regelmässigkeit in Skandale verstricken, gibt es selten laute Schlagzeilen bei der ZKB und Martin Scholl.

Im Gespräch mit SRF News sagt er: «Die ZKB steht ausgezeichnet da, hat grundsolide, sehr gute Unternehmenskultur und das ist die Basis für unseren Erfolg.» Zum Rekordergebnis beigetragen haben vor allem die stark gewachsenen Erträge im Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft, aber letztlich auch das solide Zinsgeschäft, hat im vergangenen Jahr zugelegt – trotz Negativzinsumfeld und Margendruck.

Stetig und profitabel gewachsen

Seither ist die Zürcher Kantonalbank im Gegensatz zu den beiden Grossbanken stetig und profitabel gewachsen. Sie schrieb weder Verluste noch zahlte sie rekordhohe Boni an Manager aus, noch musste sie von den Steuerzahler gestützt werden.

Regelmässig schüttete die Bank Kanton und Gemeinden hohe Dividenden aus. In diesem Jahr sind es rekordhohe 431 Millionen Franken. In den letzten zehn Jahren habe die ZKB über vier Milliarden Franken an Kanton und Gemeinden ausgeschüttet: «Es braucht eine gute Kultur», sagt Scholl. «Mitarbeiter, denen es eben nicht egal ist, was mit ihrer Bank passiert, und da muss man das Handwerk verstehen, und man darf nicht traurig sein, wenn man keine Schlagzeilen generiert. Banking ist am besten unterwegs, wenn es stinklangweilig ist, aus Sicht der Kunden.»

Mit dem Töffli unterwegs

Kurz vor der Finanzkrise hat Martin Scholl 2007 das Zepter der Zürcher Kantonalbank übernommen. Er kam als Nachfolger vom umtriebigen Hans Vögeli. Vögeli nahm massive Risiken für die Bank in Kauf und stolperte letztlich über einen Insider-Deal. Nach der Ära Vögeli war der Ruf der ZKB war am Boden.

Martin Scholl ist von einem anderen Schlag. Vor 40 Jahren begann er seine Lehre bei der Zürcher Staatsbank. Das sei in Zürich Wipkingen gewesen, erinnert er sich, täglich sei er von Geroldswil mit seinem frisierten Puch Maxi zur Bank gefahren. Martin Scholl ist seit 20 Jahren Mitglied der ZKB-Generaldirektion, seit 15 Jahren ihr Vorsitzender und blickt mit guten Gefühlen auf eine lange erfolgreiche Kariere zurück. Welches seine Pläne für die Zukunft sind, will er nicht verraten. Er lässt aber durchblicken, dass er keine Probleme hat, nicht mehr eine Person des öffentlichen Interesses zu sein.

Tagesschau, 11.02.2022, 19:30 Uhr

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