Michael Tojner fällt auf. Der 55-jährige Unternehmer mit grau-melierten Locken ist sonnengebräunt, begeisterter Kite-Surfer, Vater von sechs Kindern, locker und charmant im Umgang, knallhart in der Sache. So gilt er als gewiefter, risikofreudiger Verhandler. Tojner selbst bezeichnet sich am liebsten als Entrepreneur. Schon mit 16 Jahren hat er Konzerte mit Falco veranstaltet, lässt er sich zitieren und wollte vor allem eines: Erfolg.
Sein erstes Geld soll der Sohn einer Lehrerin und eines Handwerkers aus der Region Linz als Eisverkäufer im Schloss Schönbrunn in Wien verdient haben. Dieses Bild der Tellerwäscher-Karriere gefällt dem heutigen Milliardär.
«Ausgefuchster» Unternehmer
Tojner liebt das Risiko, sagt von sich, dass er «schon mit 20 ausgefuchst» war. So hat er rund um den Fall des Eisernen Vorhangs einen Versandhandel in Osteuropa aufgezogen. Obwohl das Geschäft kurz vor der Pleite stand, verkaufte er es für fünf Millionen Euro an den Versandhändler Neckermann. Dafür hatte er allerdings für die Betriebsprüfung der neuen Eigentümer einen florierenden Betrieb vorgegaukelt.
«Neckermann war unser letzter Strohhalm, wir unternahmen alles, um den Vorstand zu begeistern», bestätigt Michael Tojner in einem Interview mit der österreichischen Zeitung «Der Standard».
«Wir haben die Bestellungen von ein paar Tagen zusammenkommen lassen, damit die Herren eine begeisterte, motivierte Mitarbeiterschaft erleben konnten.» Die Rechnung sei aufgegangen.
«Von Extremen geprägt»
«Es ist eine Figur, die von Extremen geprägt ist», sagt Vermögensverwalter Marc Possa. Der ehemalige Aktionär von Alu Menziken kennt Micheal Tojner, weil dieser den Schweizer Metallverarbeiter gekauft hat. Tojner sei Ökonom, Jurist, ein Unternehmer mit Visionen, attestiert ihm Possa. Sein Geflecht von Unternehmen diene aber vor allem dem persönlichen Profit.
Für Markus Nolte, den Chef von Montana Aerospace, ist Tojner wiederum in erster Linie ein Visionär mit einem langfristigen Interesse. Ein grosses Ziel, das Michael Tojner verfolgt, ist zum Beispiel die Elektro-Mobilität. So will er Varta zum grossen Batterielieferanten der europäischen Autobauer machen.
Justiz ermittelt gegen Tojner
Michael Tojner ist ein Kämpfer für seine Ideen, geht dafür an Grenzen – und allenfalls auch darüber hinaus. So laufen in Österreich rund um Immobiliengeschäfte Ermittlungen in verschiedenen Fällen gegen ihn. Ihm werden unter anderem Betrug, Bilanzfälschung und Bestechung von Amtsträgern vorgeworfen. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Michael Tojner polarisiert. Ob der erfolgreiche Unternehmer nicht allein visionär und clever ist, sondern allenfalls auch kriminell, werden die Ermittlungen zeigen.