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US-Leitzins Jerome Powell verschafft der US-Wirtschaft Luft

Jerome Powell, Chef der US-Zentralbank, ist kein Mann von vagen Andeutungen. Solange die Inflation über zwei Prozent liege, werde der Leitzins erhöht. Das sagt er bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Und genau das tat er bei jeder Sitzung in den vergangenen 12 Monaten. Nur nicht heute. Warum nicht? Von einer Normalität ist die US-Inflation noch meilenweit entfernt.

Leitzinsspanne zwischen 5.0 und 5.25 Prozent

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Der US-Leitzins liegt mittlerweile auf einer Spanne von 5 bis 5.25 Prozent. Wegen der kontinuierlichen Leitzinserhöhung liegt die US-Inflation Mitte Juni mittlerweile bei vier Prozent, so tief wie seit zwei Jahren nicht mehr. Vor einem Jahr lag sie sogar bei fast neun Prozent.

Warum setzt die Fed eine weitere Leitzinserhöhung aus? Tatsächlich liegt die US-Inflation immer noch doppelt so hoch wie erwünscht. In den vergangenen Wochen haben aber US-Währungshüter immer wieder angedeutet, eine weitere Leitzinserhöhung möglicherweise aussetzen zu wollen. Einerseits, weil die US-Inflation relativ schnell und deutlich sinkt. Andererseits wollen sie die US-Wirtschaft, auch wegen der schockartigen US-Regionalbankenkrise in den vergangenen Monaten, entlasten. Ein «Soft Landing» statt ein Abwürgen der Konjunktur als Ziel.

Jerome Powell an einer Pressekonferenz am 14. Juni 2023.
Legende: Jerome Powell an der Pressekonferenz zum Fed-Entscheid am 14. Juni 2023. REUTERS/Kevin Lamarque

Ist das nun die Trendwende – werden die US-Leitzinsen wieder sinken? Für eine Strategieänderung respektive für ein Ende der US-Leitzinserhöhungen dürfte es wohl zu früh sein. Die US-Inflation liegt noch weit über den zwei Prozent, die die Fed als Ziel definiert. Das hat vor allem mit dem angespannten Wohnungsmarkt und dem robusten Arbeitsmarkt zu tun. Nach wie vor steigen die Löhne – im Mai um über sechs Prozent. Die Arbeitslosenquote ist weiterhin tief und das allgemeine Lohnniveau hoch. Konsumentinnen und Konsumenten bezahlen nach wie vor immer höhere Preise für Güter und Dienstleistungen, die Preissteigerungen haben sich nur verlangsamt. Deshalb gehen die Märkte davon aus, dass bereits im Juli der nächste Zinsschritt kommen wird.

Was bedeutet der Fed-Entscheid für die Zinsen im Euroland? Im Gegensatz zu den USA ist die Inflation in der EU nach wie vor hoch. Trotz kontinuierlichen Leitzinserhöhungen im vergangenen Jahr hält sich die Inflation hartnäckig. Innert Jahresfrist sank sie um zwei Prozentpunkte und verharrt derzeit bei etwas mehr als sechs Prozent. Positive Effekte der Leitzinserhöhungen der Europäischen Zentralbank sind dennoch sichtbar. Im vergangenen Monat sank die Inflation im Euroraum um einen Prozentpunkt äusserst deutlich. Das ist so viel wie in den vergangenen elf Monaten zusammen. Trotz des Hoffnungsschimmers ist es für eine Entwarnung zu früh. Experten gehen davon aus, dass die Europäische Zentralbank den Leitzins Mitte Juli abermals erhöhen wird.

Wird auch die Schweiz die Leitzinserhöhung aussetzen? Die Schweizerische Nationalbank wird nächste Woche über einen weiteren Zinsschritt entscheiden. Auch wenn die Schweizer Währungshüter grundsätzlich unabhängig entscheiden, werden sie die Entscheide der Fed und der EZB kaum ausser Acht lassen. Wichtiger ist aber: Das mehrmals erklärte Ziel der Schweizerischen Nationalbank ist es, eine Inflationsrate von zwei Prozent zu erreichen. Im Mai lag die Inflation bei 2.2 Prozent, also klar darüber. Deshalb gehen Experten davon aus, dass die SNB den Leitzins in der Schweiz um weitere 0.25 Punkte auf 1.75 Prozent erhöhen wird, auch wenn die Inflation in der Schweiz vergleichsweise tief ist.

SRF 4 News, 14.06.2023, 21:00 Uhr

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