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US-Notenbank Fed Keine Rückkehr zur einstigen Normalität

Es ist so gekommen wie erwartet: Zum ersten Mal seit der Finanzkrise von 2008 hat die US-Notenbank die Zinsen gesenkt – um 0.25 Prozentpunkte auf 2.0 bis 2.25 Prozent. Die Rückkehr zur einstigen Normalität in der Geldpolitik, die Rückkehr nämlich zu Zinssätzen über 3 oder 4 Prozent, ist abgeblasen – mit der Zinssenkung der US-Notenbank erst recht.

Die Argumente für die Zinssenkung der Fed sind durchaus nachvollziehbar: die Inflation in den USA liegt weiterhin unter der Fed-Zielmarke von 2 Prozent und die Weltwirtschaft verliert zunehmend an Fahrt. Auch wenn die US-Wirtschaft im weltweiten Vergleich noch gut dasteht, vor allem was die Arbeitsmarktzahlen angeht, wollen die US-Notenbanker kein Risiko eingehen.

Bloss keine Grippe

Denn was sich im Moment nur wie ein leichtes Kratzen im Hals der US-Wirtschaft ausnimmt, könnte sich über kurz oder lang zu einer Grippe auswachsen, sollte die Weltwirtschaft weiter abkühlen. Genau eine solche Grippe will die Fed mit ihrer frühzeitigen Zinssenkung wohl verhindern. Denn während sie offenbar hofft, ein Kratzen im Hals mit einer Zinssenkung in den Griff bekommen zu können, dürfte ihr das mit einer ausgewachsenen Grippe kaum mehr gelingen.

Ihre Feuerkraft im Fall eines grösseren Wirtschaftsabschwungs ist heute nämlich viel begrenzter als zu einstigen «normalen» Zeiten: konnte die Fed die Zinsen während der Finanzkrise insgesamt noch um über 5 Prozent senken, hat sie nun gerade noch über 2 Prozent in der Hinterhand. Ob sie sich damit wirksam gegen einen ausgewachsenen Wirtschaftsabschwung stemmen könnte, ist zweifelhaft.

Alte, neue Mittelchen

Die Zinsentscheidung der Fed hat indes auch Auswirkungen auf andere Zentralbanken. Die Europäische Zentralbank – und damit mittelfristig auch die Schweizerische Nationalbank – kommt durch sie weiter unter Druck. Wird der Euro gegenüber dem Dollar zum Beispiel teurer, dürfte das der ohnehin wackligen europäischen Wirtschaft, allen voran der deutschen Autobranche, gar nicht gut tun.

Gleichzeitig sieht es bei der EZB, genau wie bei der SNB, mit der Feuerkraft was Zinssenkungen angeht noch düsterer aus als bei ihren amerikanischen Kollegen. An weiteren unkonventionellen Massnahmen aus dem geldpolitischen Medizinschrank, sprich an höheren Negativzinsen oder Anleihenkäufen, dürften diese Notenbanken deshalb nach der Entscheidung der US-Notenbank kaum vorbeikommen.

Stefanie Knoll

SRF-Wirtschaftsredaktorin

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Die TV-Wirtschaftsredaktorin hat in St. Gallen Volkswirtschaftslehre und International Affairs studiert. Später machte sie in den USA einen Master in Public Policy.

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