Sulzer-Chef Greg Poux-Guillaume ist kein Mann, der zu Übertreibungen neigt. Umso dramatischer mutet deshalb seine Aussage an, dass die Blockierung der US-Dollar-Konten den Konzern an den Rand des Zusammenbruchs brachte.
«Dollar machen die Hälfte aller Finanzflüsse bei Sulzer aus. Wir konnten teilweise Angestellte nicht mehr zahlen, wir konnten keine neuen Aufträge annehmen, wir waren gelähmt», so Poux-Guillaume im «ECO»-Interview.
Sulzer hat dramatische Tage hinter sich. Der Industriekonzern aus Winterthur geriet ins Visier der US-Behörden. Denn Sulzers Grossaktionär ist der russische Oligarch Viktor Vekselberg, respektive seine Beteiligungsgesellschaft Renova.
Vekselberg ist einer der russischen Oligarchen, gegen die die USA Sanktionen verhängt haben. Sulzer-Chef Greg Poux-Guillaume musste umgehend reagieren. Der gebürtige Franzose liess seinen 16-jährigen Sohn alleine in den Skiferien in den französischen Alpen zurück und trat sofort die Heimreise an.
Übers Wochenende mit Vekselberg verhandelt
Während der sechsstündigen Autofahrt informierte Poux-Guillaume den Verwaltungsrat und trommelte sein Team zur Krisensitzung zusammen.
Sulzer befürchte zu Recht, ebenfalls ins Visier der US-Behörden zu kommen, denn mit der Mehrheitsbeteiligung von Viktor Vekselberg gilt Sulzer als eine Firma, die vom Oligarchen kontrolliert wird. Prompt froren Banken auf der ganzen Welt die US-Dollar-Konten von Sulzer ein.
Übers Wochenende musste deshalb ein Deal mit Vekselbergs Beteiligungsfirma Renova her, um Sulzer vor Schlimmerem zu bewahren. «Wir hatten intensive Diskussionen. Sie haben aber verstanden, dass sie schnell handeln mussten, wenn Sulzer überleben soll», so der Sulzer-Chef zu den Verhandlungen mit den Vertretern von Vekselberg.
Russischer Oligarch als grösster Aktionär sei immer ein Risiko
Einen russischen Oligarchen als grössten Aktionär zu haben, sei immer ein Risiko gewesen, aber «wir hatten nicht gedacht, dass er sanktioniert würde.» Inzwischen hat Sulzer seinem Grossaktionär rund 15 Prozent eigene Aktien abgekauft – zu 109 Franken pro Aktie.
Damit ist Viktor Vekselberg noch mit rund 48 Prozent an Sulzer beteiligt. Das genügte, um die US-Behörden dazu zu bringen, Sulzer nicht mehr als «blocked person» zu behandeln und die Dollar-Konten wieder entsperren zu lassen. Der Sulzer-Chef möchte nun so schnell wie möglich zurück zum Normalbetrieb.
Wie viele Aufträge Sulzer in diesen Tagen verloren hat, könne er nicht beziffern, sagt der CEO: «Vielleicht haben wir kurzfristig einige Aufträge verloren, aber ich bin überzeugt, dass es keinen langfristigen Schaden geben wird.»
Für den Sulzer-CEO ist die Sache damit erledigt: Die Behörden hätten die Transaktion akzeptiert. «Also haben die US-Behörden bestätigt, dass Sulzer aus dem Schneider ist. Hilft es, einen 48-Prozent-Aktionär zu haben, der sanktioniert ist? Nein. Aber das hindert niemanden daran, mit uns zu arbeiten», hofft er und ergänzt: «Wir werden weiterhin Geschäfte in Russland tätigen, aber vorsichtig – und vermutlich ohne Renova.»