US-Präsident Donald Trump hat die Frist für neue Zölle auf den 1. August verschoben. Doch selbst das neue Datum sei nicht verbindlich, sagte er. Besonders für asiatische Länder wie Japan und Südkorea kündigte Trump hohe Aufschläge an.
SRF News: Weshalb zielt Trump mit seinen Zollbriefen auf Japan und Südkorea?
Ralph Ossa: Das sind genau die Länder, die einen hohen Handelsbilanzüberschuss mit den USA haben. Das will der amerikanische Präsident reduzieren. Die Zölle in diesen Briefen ähneln den sogenannten reziproken Zöllen, die im April angekündigt wurden.
Wie wichtig sind aus Sicht von Japan und Südkorea die USA und umgekehrt?
Für Südkorea, aber auch für Japan, sind die USA natürlich ein sehr wichtiger Absatzmarkt, vor allem im Automobilbereich. Gleichzeitig sind für beide Länder auch die Handelsbeziehungen mit China wichtig. Jetzt müssen sie den Balanceakt hinkriegen, dass sie zum einen mit den USA auf einen grünen Zweig kommen und zum anderen die Handelsbeziehungen mit China nicht schädigen.
Donald Trump hat die Deadline vom 9. Juli auf den 1. August verschoben. Was bedeutet das für die Weltwirtschaft?
Die Verschiebung selbst halte ich für nicht so wichtig. Aber die Unsicherheit ist natürlich zentral: Sie ist schlecht für den Handel, schlecht für Investitionen. Die Welthandelsorganisation WTO hat in ihrer Frühjahrsprognose ausgerechnet, dass Unsicherheit das Wachstum des Güterhandels um 0.5 Prozentpunkte reduziert. Das ist ein erheblicher Schaden.
Donald Trump hat hohe Zölle angekündigt, sie wieder zurückgenommen, jetzt verschiebt er die Deadline. Wie glaubwürdig ist das?
Es ist weniger glaubwürdig, als es am Anfang war. Meine Erwartung ist, dass ein gewisser Grundzoll Bestand haben wird und dass ab und zu auch mal hohe Zölle dazukommen werden. Aber dass Zölle von 50 Prozent auf Dauer Bestand haben werden, das ist schwer vorstellbar.
Gibt es Länder, die jetzt sagen, wir ignorieren das alles?
Ich denke, die Länder beobachten das genau. Wir haben ja auch gesehen, dass noch nicht so viele Handelsabkommen zustande gekommen sind. Es ist offensichtlich nicht so, dass die Handelspartner der USA bereit sind, alles anzubieten. Aber natürlich haben die Amerikaner auch noch andere wichtige Hebel: Zum Beispiel in der Sicherheitspolitik, wo Europa, aber auch viele asiatische Länder sehr von Amerika abhängig sind.
Donald Trump macht damit nochmal Druck, zumal er mit seinem Steuergesetz durch ist und die ganze Aufmerksamkeit wieder auf die Zölle legen kann.
Donald Trumps Absicht war, Deals innerhalb von 90 Tagen zu erreichen. War das Ziel zu hoch gesteckt?
Das war sehr optimistisch. Handelsverträge auszuhandeln, dauert in der Regel mehrere Jahre. Und selbst die Deals, die da verhandelt worden sind, sind ja auch nicht Handelsabkommen im klassischen Sinne. Deshalb ist der Multilateralismus von Vorteil: Man kann gleich mit 165 Handelspartnern – im Beispiel der WTO – Abkommen schliessen und muss nicht mit allen einzeln verhandeln.
Wie gross ist die Wirkung der jetzt versandten Briefe?
Donald Trump macht damit nochmal Druck, zumal er mit seinem Steuergesetz durch ist und die ganze Aufmerksamkeit wieder auf die Zölle legen kann. Ich denke schon, dass das eine oder andere Land etwas anbieten wird. Aber ob es noch einen weiteren Deal gibt, das weiss ich natürlich auch nicht.
Ich denke, die Schweizer Handelspolitik hat alles richtig gemacht.
Auch die Schweiz wartet auf einen Zollbrief: Was heisst das für die Schweizer Wirtschaft?
Ich denke, die Schweizer Handelspolitik hat alles richtig gemacht. Nichtsdestotrotz ist die Unsicherheit für die Schweiz erheblich. Vor allem im Pharmabereich, weil das eine Industrie ist, die bisher von den Zöllen ausgenommen ist.
Das Gespräch führte Stefan Frühauf.