Das Ausmass der Fusion wäre immens: In den USA wollen die Nummer 1 und die Nummer 2 im Zeitungsbusiness fusionieren, die New Media Investment Group (NMIG) will Gannet kaufen. Die neue Firma würde mehr als 260 Tageszeitungen und 300 Wochenzeitungen verlegen. Darunter auch die Nummer 2 in den USA, die «USA Today».
Gannett, der auch Zeitungen wie die «Detroit Free Press» und die «El Paso Times» herausgibt, kämpft mit schrumpfenden Auflagen. Millionenschwere Investitionen in den Digital-Auftritt schlugen sich nicht in steigenden Umsätzen nieder.
«Es ist Geld vorhanden»
Haben US-Verlage also Geldprobleme? Nicht unbedingt, so SRF-Medienexperte Salvador Atasoy. Gerade die New Media Investment Group hatte in den vergangenen Jahren immer wieder kleine Zeitungen wie etwa die Hot Springs Village Voice in Arkansas oder den Lucerne Valley Leader in Kalifornien aufgekauft.
Zeitungen also, die kaum jemand kennt. Aber in der Summe sind es eben gewaltig viele. «Das zeigt, dass Geld vorhanden ist», so Atasoy.
«Die NMIG macht immer dasselbe. Es wird fusioniert, zusammengelegt, was man zusammenlegen kann», sagt der Journalist. Es entsteht das, was amerikanische Medien Ghost-Papers nennen. Also ausgedünnte Zeitungen und Chefredaktoren, die oft für 4, 5 Regionalzeitungen verantwortlich sind und kaum über jedes Gebiet vollkommen informiert sind.
Stellenabbau möglich
In den vergangenen zehn Jahren sind in den USA mehr als 1800 Lokalzeitungen verschwunden. Die Zahl der Journalisten, die im Print arbeiten, ist im gleichen Zeitraum um gut die Hälfte auf noch knapp 39’000 gesunken. «Seit Donald Trump seine Strafzölle eingeführt hat, sind die Papierpreise um bis zu 40 Prozent gestiegen», sagt Atasoy. Das verlange den Verlagen enorm viel ab und erkläre die nun angekündigte Fusion.
«Die beiden Verlage sprechen – wie so oft in solchen Situationen – von einem Gewinn für den Qualitätsjournalismus», so Atasoy. Andererseits hat man auch Sparziele definiert. Bis zu 300 Millionen Dollar sollen so jedes Jahr gespart werden. Gewerkschaften etwa gehen von einem späteren Stellenabbau aus, auch wenn jetzt erstmal nicht davon die Rede ist.
Riesiges Werbevolumen für US-Zeitungen
Wer jetzt denkt, das Zeitungsbusiness sei am Ende, irrt sich gewaltig. «Der Werbemarkt hat immer noch ein Volumen von rund 25 Milliarden Dollar.» Bündeln die beiden Verlage ihre Auflage, kommen sie auf eine Verbreitung von mehr als acht Millionen gedruckten Exemplaren.