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Verändertes Konsumverhalten Hohe Teuerung – hier sparen die Schweizerinnen und Schweizer

Die höhere Inflation der letzten Jahre belastet die Schweizer Bevölkerung. Das äussert sich nun im Konsumverhalten.

Gemäss einer Umfrage des Beratungsunternehmens Deloitte unter 1900 Personen ist der finanzielle Druck bei zwei Dritteln der Befragten gewachsen.

Auch wenn die Inflation in der Schweiz im Vergleich zum Ausland relativ gering ist, sei diese nicht vernachlässigbar. «Sowohl Haushalte als auch Einzelpersonen haben Ende Monat doch häufig relativ wenig im Portemonnaie und müssen exakt rechnen, was übrig bleibt», sagt Deloitte-Chefökonom Michael Grampp.

Die reiche Schweiz ist ein Klischee.
Autor: Michael Grampp Chefökonom Deloitte Schweiz

Gespart wird bei den Ausgaben, die nicht unbedingt notwendig sind. So reduziert über die Hälfte der Befragten die Ausgaben für Restaurantbesuche. Rund 40 Prozent schauen beim Buchen der Ferien oder beim Kleiderkauf mehr aufs Geld.

Gemäss Studie gibt es Unterschiede zwischen der Deutschschweiz und der Romandie. Bei den Romands scheint der Leidensdruck durch die Inflation höher zu sein als auf der anderen Seite des Röstigrabens. So gaben 33 Prozent der Befragten in der Westschweiz an, dass die Inflation eine hohe Belastung sei, für 40 Prozent bedeutet sie eine mittlere Belastung. In der Deutschschweiz sind es lediglich 24 beziehungsweise 36 Prozent.

In der Westschweiz bleibt den Leuten am Ende vom Monat weniger im Portemonnaie.
Autor: Michael Grampp Chefökonom Deloitte Schweiz

Dies sei einfach zu erklären: «Einerseits ist die Steuerbelastung in der Westschweiz höher, andererseits gibt es dort eine etwas höhere Arbeitslosenquote. Das heisst, dass es dort tendenziell mehr Leute gibt, die weniger Geld zur Verfügung haben», erläutert Michael Grampp.

Nebst regionalen Unterschieden spielt auch die Einkommensklasse eine Rolle. Aus Sicht des Assistenzprofessors für Gesundheits- und Sozialpolitik an der Universität Luzern, David Weisstanner, ist die untere Mittelschicht besonders relevant: «Das sind Leute, die beispielsweise nicht von Prämienverbilligungen profitieren und oftmals Angst vor einem sozialen Abstieg haben.»

Die Verunsicherung könnte nebst dem Konsumverhalten auch Einfluss auf politische Forderungen haben und populistische Einstellungen fördern.
Autor: David Weisstanner Assistenzprofessor Gesundheits- und Sozialpolitik Uni Luzern

Obwohl die Schweizerinnen und Schweizer den Gürtel enger schnallen, scheint die Sparsamkeit keinen grundlegenden Wandel im Konsumverhalten zu bewirken. So werden Massnahmen, wie auf gebrauchte Güter zu setzen, mehr selbst zu machen, statt zu kaufen oder sich Güter auszuleihen, nur von einer Minderheit als zielführend erachtet. Punkten können hingegen Anbieter, die auf preisbewusste Konsumentinnen und Konsumenten eingehen und auf ein attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis setzen.

Trotz verschiedenen Sparbestrebungen – David Weisstanner gibt zu bedenken, dass die subjektive Wahrnehmung der Inflation nicht zwingend mit der tatsächlichen Inflation einhergehen müsse. «In einzelnen Bereichen wie etwa Krankenkassenprämien oder Mieten seien starke Preissteigerungen schon länger sichtbar. Leute stützen sich sehr stark auf diese einzelnen Aspekte und formen daraus ein Gesamtbild, das nicht unbedingt mit den objektiven Preisentwicklungen in allen Bereichen übereinstimmt.»

Die gefühlte Inflation scheint die Schweizer Bevölkerung aber tatsächlich stärker bei ihren Konsumentscheidungen zu beeinflussen – auch wenn die effektive Teuerung tiefer sein mag als subjektiv wahrgenommen.

Tagesschau, 25.1.2024, 12:45 Uhr ; 

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