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Versicherung von Naturgefahren Klimawandel und Urbanisierung erhöhen die Risiken

Die Schäden von Naturgefahren nehmen tendenziell zu. Geschieht nichts, steigen die Prämien irgendwann ins Unermessliche.

Im Jahr 2019 haben laut dem Schweizer Rückversicherungskonzern Swiss Re Naturkatastrophen Schäden von fast 150 Milliarden US-Dollar verursacht. Trotz Buschfeuern in Australien, Taifunen in Japan und einem Zyklon in Mosambik waren die Schäden aber um rund 30 Milliarden Dollar geringer als 2018.

Das sei zwar ein Rückgang, aber es passe ins Bild, sagt der Leiter Naturgefahren bei Swiss Re, Martin Bertogg. «Wenn ich die Jahre 2019, 2018 und 2017 zusammennehme, ist der Trend sehr greifbar, dass die Schäden stark zugenommen haben.»

Urbanisierung führt zu grossen Problemen

Treiber für die wachsenden Kosten sei einerseits der Klimawandel, der extreme Wetterereignisse wie Fluten, Stürme oder Dürren häufiger mache, sagt Bertogg. Andererseits betont er: «Insgesamt ist der menschliche Beitrag – abgesehen vom Klimawandel – im Moment noch der deutlich prägnantere Effekt dafür, dass Naturgefahren-Schäden zunehmen.»

Bertogg spricht damit insbesondere die Urbanisierung an. Menschen treibt es in Städte. Städte wachsen in Südostasien, in China, aber auch in Europa und in den USA. Und sie wachsen häufig an Küstenlagen. An Orten, wo früher nie ein Haus gebaut worden wäre, entstehen heute ganze Stadtteile.

Viel grössere Schäden zum Beispiel durch Hurrikan Andrew

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Hurrikan Andrew, der 1992 grosse Teile Floridas verwüstet und Schäden von rund 26 Milliarden US-Dollar verursacht hat, würde bei der heutigen Bebauung laut Berechnungen von Swiss Re fünf Mal grössere Schäden anrichten.

Das Resultat ist: Eine Flut trifft heute mehr Menschen und richtet deutlich grössere Schäden an als früher. Die Urbanisierung sei für die Versicherungen relativ gut vorhersehbar, viel schwieriger sei es beim Klimawandel, erklärt Bertogg.

Bisher habe ein Blick in die Vergangenheit für recht verlässliche Vorhersagen genügt: «Dabei hat man übersehen, dass das Ganze einer dynamischen Entwicklung unterliegt. Wenn man den Durchschnitt der letzten zehn Jahre nimmt, ist das nicht unbedingt die beste Voraussage dafür, was nächstes und übernächstes Jahr kommen wird.»

Das Beispiel der Taifune in Japan

Der Leiter Naturgefahren bei Swiss Re verweist auf die Taifune in Japan, die letztes Jahr die grössten Schäden für die Versicherungsindustrie angerichtet haben. Das Risiko von Wirbelstürmen ist in Japan seit je gross. Nach verheerenden Stürmen in den 1950er und 60er-Jahren investierte Japan massiv in den Hochwasserschutz.

Der Taifun Hagibis richtete enorme Schäden in Japan an. Ein Junge rettet, was zu retten ist.
Legende: Der Taifun Hagibis richtete enorme Schäden in Japan an. Ein Junge rettet, was zu retten ist. Keystone

Viele Jahre mit geringen Schäden folgten. Doch letztes Jahr führte die Kombination von Urbanisierung und Klimawandel zu Schäden, die die Branche überraschten.

Versicherungen müssten deshalb ihre Risikoberechnungsmodelle ständig den neuesten Erkenntnissen zu Urbanisierung und Klimawandel anpassen, sonst riskierten sie, Schäden zu unterschätzen und Verluste zu machen.

Aufräumen nach dem Taifun Hagibis in Japan, 2019.
Legende: Aufräumen nach dem Taifun Hagibis in Japan, 2019. Keystone

Wachsende Risiken bedeuten wachsende Geschäftsmöglichkeiten für Versicherungen. Doch wenn die Urbanisierung ungesteuert voranschreite und die Staatengemeinschaft nicht gegen den klimaschädlichen Treibhausgasausstoss vorgehe, könne künftig nicht mehr fast alles versichert werden.

Prämien würden unbezahlbar

Bertogg von Swiss Re warnt, dass das Naturgefahrenrisiko schneller zunehmen werde und dass irreversible Punkte erreicht würden. «Wenn zum Beispiel der Golfstrom abreissen würde, könnte es zu einem ganz anderen Regime von Naturgefahren kommen. Das wäre für die Versicherungsindustrie schwer verdaulich.»

Denn damit würden Schäden extrem wahrscheinlich: Ein Haus an einer bestimmten Küste würde mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit früher oder später weggespült. Deshalb würden die Prämien so steigen, dass sie sich kein Hausbesitzer mehr leisten könnte.

Echo der Zeit vom 08.04.2020

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