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Viel Geld für BP, Exxon & Co. Ölkonzerne schauen erstmal für sich

Die internationalen Erdölkonzerne erzielen zurzeit so grosse Gewinne wie noch nie. Erst letzte Woche hat die niederländische Shell einen Reingewinn von 40 Milliarden US-Dollar vermeldet. Nun gibt die britische BP bekannt, dass sie im letzten Jahr 28 Milliarden Dollar verdient, so viel wie noch nie in der 114-jährigen Geschichte des Unternehmens.

Die Gewinne sind den Ölkonzernen letztes Jahr sozusagen in den Schoss gefallen. Kritikerinnen werfen Exxon, Chevron, BP und Konsorten gar vor, das Nichtstun – nämlich das Ruhenlassen bestehender Förderanlagen – habe das Angebot an Öl und Gas noch zusätzlich verknappt, das wegen des Krieges Russlands gegen die Ukraine ohnehin zurückgegangen war.

Auf jeden Fall ist die Nachfrage seit dem Ende der Corona-Massnahmen in vielen Ländern wieder deutlich angestiegen. Die Preise sind richtiggehend explodiert. Pro Fass Öl und Kubikmeter Gas haben die Energiekonzerne also plötzlich deutlich mehr verdient als noch im Jahr zuvor. Dafür können sie wenig bis nichts.

Aktienrückkauf für Milliarden

Sehr wohl in der Hand haben die Konzerne aber die Verteilung der unverhofften Gewinne. Und da sticht etwas bei allen ins Auge: Sie schauen erstmal für sich selbst beziehungsweise für ihr Aktionariat. Dass börsenkotierte Unternehmen ihre Dividende erhöhen, wenn es ihnen gut läuft, ist normal. Darauf spekulieren die Anlegerinnen auch.

Chevron, Shell, BP und Co. lassen es dabei aber nicht bewenden. Sie kaufen für Milliardenbeträge eigene Aktien zurück und vernichten diese. Auf diese Weise verknappen sie das Angebot, was den Kurs der verbliebenen Aktien in die Höhe treibt.

Illegal ist das nicht. Es ist aber eine Prioritätensetzung, die nicht nur die radikalen unter den Klimaschützerinnen und -schützer verstört. Beispiel Shell: Das Unternehmen will trotz doppelt so hohem Gewinn nicht mehr in Sonnen- und Windstromproduktion investieren als bisher. BP geht sogar noch einen Schritt weiter: Die Briten bauen die Erdöl- und Gasförderung weiter aus und fahren ihre Klimaziele bis 2030 zurück.

Übergewinnsteuer schmerzt die Konzerne nicht

Unüberhörbar ist derweil auch die Forderung, dass die Energiekonzerne mit ihren Gewinnen die Staaten unterstützen sollen, die mit Milliarden an Steuergeldern die Energie künstlich vergünstigen und Preise deckeln müssen, damit die sozial Schwachen und Kleinunternehmen nicht unter der Last der gestiegenen Energiepreise zusammenbrechen.  

Zwar haben verschiedene europäische Länder bereits eine sogenannte Übergewinnsteuer eingeführt, Energieunternehmen müssen also einen Teil der plötzlichen Mehreinnahmen abliefern. Doch wirklich zu schmerzen scheint das keinen der grossen Energiekonzerne.

Nach den Rekordzahlen von BP werden die Rufe nach einem strengeren staatlichen Eingreifen wohl noch lauter. Tatsächlich scheint ein solches sowohl finanz- und sozialpolitisch gerechtfertigt als auch klimapolitisch unabdingbar. Denn der Markt allein scheint es in der aktuellen Energiekrise nicht richten zu können oder zu wollen.

Klaus Ammann

Wirtschaftsredaktor

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Der Historiker und Russist ist seit 2004 als Redaktor bei Radio SRF tätig. Seit 2011 arbeitet Klaus Ammann für die Wirtschaftsredaktion. Sein Schwerpunkt liegt dabei auf Energie- und Klimathemen.

Echo der Zeit vom 07.02.2023; 18 Uhr

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