Der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder ist in den Verwaltungsrat des grössten russischen Ölkonzerns Rosneft gewählt worden.
Russischen Medienberichten zufolge soll der ehemalige SPD-Politiker sogar die Leitung des Verwaltungsrats übernehmen.
Rosneft gehört mehrheitlich dem russischen Staat. Die EU hat den Konzern mit Sanktionen belegt, wegen dessen Rolle im Krieg in der Ukraine.
Die russische Regierung hatte den ehemaligen SPD-Politiker nominiert, der seit seinem Ausscheiden aus dem Kanzleramt 2005 auch für den Gaskonzern Gazprom aktiv ist. Rosneft-Chef Igor Setschin sagte bei der Aktionärsversammlung in St. Petersburg, Schröder solle helfen, das Europa-Geschäft des Konzerns aufzubauen.
Die EU hatte Rosneft im Herbst 2014 wegen des verdeckten russischen Militäreinsatzes in der Ostukraine auf die Sanktionsliste gesetzt. Der CDU-Aussenpolitiker Norbert Röttgen griff Schröder wegen seines Engagements für den Konzern an. «Dass er sich dafür hergibt, ist zutiefst kritikwürdig», sagte Röttgen im ZDF-«Morgenmagazin». Rosneft sei ein «zentraler Baustein im Machtsystem» des russischen Präsidenten Wladimir Putin, mit dem Schröder seit langem befreundet ist.
Die Personalie hatte dem Altkanzler und seiner Partei schon im Bundestagswahlkampf Kritik eingetragen. Am Freitag demonstrierten mehrere Aktivisten vor dem Brandenburger Tor gegen Schröders Tätigkeit in Russland.
Der russische Ölkonzern Rosneft
Der Konzern Rosneft ist der grösste russische Ölproduzent und förderte im vergangenen Jahr 210 Millionen Tonnen Öl- und Gaskondensat. Der 1995 gegründete Konzern hat seinen Sitz in Moskau und ist seit 2006 sowohl an der Moskauer als auch an der Londoner Börse notiert. Der britische Konzern BP hält 19,75 Prozent. Der russische Staat verkaufte Ende 2016 rund 20 Prozent seiner Anteile an den Schweizer Rohstoffhändler Glencore und an das Emirat Katar, nachdem extrem niedrige Ölpreise das Land in eine wirtschaftliche Krise gestürzt hatten.
Der Staat hält aber weiterhin die Kontrollmehrheit von über 50 Prozent an dem Konzern. Die traditionell engen Verbindungen zum Kreml verschaffen Rosneft eine bedeutende Stellung. Igor Setschin, ein enger Vertrauter von Präsident Wladimir Putin, ist seit 2004 die entscheidende Figur bei Rosneft, zunächst im Aufsichtsrat, dann als Vorstandschef. 2004 erhielt Rosneft auch wichtige Teile des zerschlagenen Yukos-Konzerns des Oligarchen Michail Chodorkowski.
Auch im Ausland engagiert sich Rosneft, etwa in Deutschland mit den Raffinerien Bayernoil in Vohburg, PCK in Schwedt und Miro in Karlsruhe. Die EU verhängte 2014 Sanktionen wegen des Ukraine-Konflikts gegen zahlreiche russische Unternehmen. Rosneft darf demnach keine Spezialtechnik und Dienstleistungen zur Ölförderung aus dem Ausland beziehen und ist von langfristigen Krediten ausgeschlossen.
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