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Vorsorgen vor Ausbruch der Krise
Aus Echo der Zeit vom 13.10.2018. Bild: Keystone
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Warnung des IWF in Bali Das Ende des Aufschwungs naht

Handels- und Währungsstreit, Zinsanstieg, Kapitalflucht und Schulden - das waren die Themen, die Notenbanker und Finanzminister der 189 Mitgliedsländer des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank in den letzten Tagen intensiv diskutiert haben.

Sie trafen sich zur IWF-Jahrestagung auf der indonesischen Insel Bali. Für die Schweiz waren Finanzminister Ueli Maurer, Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann und Nationalbank-Präsident Thomas Jordan dabei.

Warnung vor Einbruch beim Wirtschaftswachstum

Die Nervosität unter den Teilnehmern war diesmal grösser als auch schon. Zehn Jahre nach der Finanzkrise steigt der Sorgenpegel wieder deutlich an. Der IWF selbst hatte dabei den Puls vieler Teilnehmer nach oben getrieben: In Berichten zum Zustand der Weltwirtschaft und des Finanzsystems warnten die Währungshüter gleich zu Beginn der Jahreskonferenz vor einem Absturz der Weltwirtschaft, vor neuen Risiken wie wachsende Schulden, Handels- und Währungskrisen sowie Turbulenzen an den Märkten. Als dann die Börsen weltweit Mitte der Woche tatsächlich abstürzten, schien sich das alles allzu schnell zu bewahrheiten.

Ob die Börsenkurse tatsächlich nur abgestürzt sind wegen der aufziehenden Wolken am Konjunkturhimmel, wird von Investorenseite allerdings bezweifelt. Sie denken eher, dass die Börsen vorwegnehmen, was der Weltwirtschaft bald bevorsteht: das Ende des Aufschwungs. Ausschläge an den Finanzmärkten nehmen gegen Ende eines Konjunkturzyklus erfahrungsgemäss zu.

Im Moment wächst aber die Weltwirtschaft kräftig, die Gewinne der Unternehmen sind hoch und die Arbeitslosenraten tief. Und doch ist es anders als noch vor einem Jahr. Damals war das Wachstum gleichmässig auf Industrie- und Schwellenländer verteilt, heute sind viele aufstrebende Volkswirtschaften schon wieder zurückgefallen.

Einige, wie die Türkei und Argentinien, stecken bereits tief in der Krise, Pakistan hat diese Woche sogar einen Hilfskredit beim IWF beantragen müssen. Auch wenn viele hausgemachte Gründe dabei sind: In der Türkei und Argentinien zeigt sich, was vielen Entwicklungs- und Schwellenländern drohen könnten, wenn die US-Notenbank FED ihre Zinsen weiter anhebt, was sie bereits in Aussicht gestellt hat: Investoren ergreifen die Flucht - und retten ihr Geld lieber in sichere Häfen wie die USA.

Gefahr aus dem globalen Handelsstreit

Dass die Wirtschaft in den USA hervorragend läuft und die Notenbank die Zinsen anhebt, liegt auch an der Steuerreform von US-Präsident Donald Trump. Doch die Konjunktur-Stimuli laufen ab dem kommenden Jahr aus. Das Wachstum in der grössten Volkswirtschaft der Welt dürfte sich dann abschwächen. Und das lässt auch Export-Nationen wie die Schweiz nicht kalt.

Wenn sich dann auch noch der Handelsstreit zwischen den USA und China zu einem echten Handelskrieg ausweiten sollten, wenn also immer mehr Länder ihre Märkte mit Zöllen abschotten und der Handel gebremst wird - dann wird es richtig ernst für die Weltwirtschaft.

Wer hohe Schulden hat, kann sie im Abschwung erst recht nicht mehr abbauen. Und muss dann einen grossen Teil seiner Wirtschaftsleistung in den Schuldendienst stecken - Geld, das bei Bildung und im Gesundheitssystem fehlt.

Noch ist der Aufschwung nicht vorbei. Aber das Ende des Aufschwungs rückt näher. Wer jetzt vorsorgt, landet weicher. Das war die eigentliche, nüchterne Botschaft dieses IWF-Jahrestreffens, das mit einem Appell an die Zusammenarbeit zu Ende ging, gerichtet vor allem an US-Präsident Trump: Denn zumindest gefühlt ist er im Moment das grösste Risiko für die Weltwirtschaft.

Maren Peters

Maren Peters

Südasien-Korrespondentin

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Maren Peters ist seit September 2022 Südasien-Korrespondentin für Radio SRF und berichtet von Indien aus über Afghanistan, Pakistan, Bangladesch, Sri Lanka, Nepal, Bhutan und die Malediven. Zuvor war sie Wirtschaftsredaktorin bei Radio SRF. Dabei beschäftigte sie sich insbesondere mit internationaler Wirtschafts- und Entwicklungspolitik sowie Nachhaltigkeits- und Rohstofffragen.

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