Nariman Behravesh kommt seit Jahren nach Davos, um Kunden zu treffen – aber nicht nur. Das WEF dient dem US-Chefökonom stets auch als Gradmesser der Weltwirtschaft. «Dieses Jahr schauen die USA und einige europäische Länder wieder optimistischer in die Zukunft, im Gegensatz zu den Schwellenländern, deren Aussichten etwas weniger gut sind», sagt Behravesh.
Vor allem die so genannten Old Economies, die klassischen Industrienationen hätten das Schlimmste inzwischen überstanden, ist der Ökonom überzeugt. «Viele Länder mussten sich neu anpassen, die bittere Medizin ist nun geschluckt.» Deshalb könnten diese Länder wieder optimistischer in die Zukunft schauen.
Die Schwellenländer herausgefordert
Schwierig bleibt die Lage allerdings für die Schwellenländer, Brasilien, Russland oder China beispielsweise. Die Wirtschaft in diesen Ländern ist jüngst nicht mehr so stark gewachsen wie in den 2000er-Jahren. Für Behravesh gibt es dafür mehrere Gründe.
«In der Boomphase sind die Kredite in diesen Ländern stark gewachsen. Rohstoffe waren weltweit gefragt und die Hyperglobalisierung erlebte einen Höhepunkt.» Doch diese drei Wachstumsmotoren seien nun ins Stocken geraten. Das bringe die Schwellenländer in diese schwierige Phase.
Steuern und Gebühren machen das Produzieren in Brasilien teuer.
Besonders ausgeprägt zeigt sich das bei Brasilien. «Das Land führt die Liste der Verlierer an», so Behravesh. Brasilien hatte im vergangenen dritten Quartal gar ein negatives Wachstum. Russlands Wirtschaft war ebenfalls schwach und auch Indien und China hatten schon ein grösseres Wachstum gehabt.
Gerade mit Blick auf Brasilien erhofft sich der amerikanische Ökonom von der brasilianischen Präsidentin Dilma Rousseff hier in Davos Antworten. Behravesh wünscht sich von Rousseff, dass sie in Davos erklärt, wie die inzwischen hohen Produktionskosten reduziert werden können. «Steuern und Gebühren machen das Produzieren in Brasilien teuer.» Und erst wenn die Kosten sinken würden, komme Brasilien wieder zurück auf die Wachstumsstrasse.