Unzureichende Notfallpläne und veraltete Technik: So bohre der russische Erdgasförderer Gazprom in der Arktis nach Erdöl, sagen Greenpeace und die Erklärung von Bern (EvB). Sie verliehen dem Unternehmen deshalb den Publikumspreis. Gazprom war von der russischen Greenpeace-Sektion nominiert worden.
Riesige Flächen verschmutzt
Aufgrund der extremen Bedingungen wie Temperaturen bis minus 50 Grad, Eisdecken, heftiger Stürme und Dunkelheit, seien die Bohrungen in der Arktis besonders riskant.
Tausende Quadratkilometer russischer Natur seien wegen der Bohrungen mit Erdöl verschmutzt, sagte Wladimir Tschuprow der russischen Greenpeace-Sektion per Videobotschaft. Wegen dessen Verbindung zur Regierung müsse der Konzern aber nicht die Verantwortung tragen für seine Umweltverbrechen.
«Wegen Gazprom wächst in diesem Moment die Gefahr einer Ölkatastrophe in der fragilen Natur der Arktis», so Tschuprow. Er forderte den grössten Konzern Russlands dazu auf, alternative Formen der Energiegewinnung zu finden und zu nutzen.
«Gazprom ist das erste Unternehmen auf der Erde, dass Öl aus den eisigen arktischen Gewässern pumpt, obwohl ihre Sicherheitsbilanz an Land entsetzlich ist», sagt der Chef von Greenpeace International.
872 Unfälle in einem Jahr
Im Dezember 2011 starben nach Angaben der Umweltorganisation 53 Mitarbeiter, als die Gazprom-Bohrinsel Kolskaya kenterte. Im selben Jahr verursachte der Konzern 872 Ölunfälle an Land – mehr als jeder andere Ölkonzern der Welt.
Gazprom erhielt wohl auch deshalb mit Abstand die meisten Stimmen, weil bei der Erstürmung einer Bohrinsel des Konzerns in der Barentssee ein Greenpeace-Schiff von der russischen Küstenwache geentert wurde. Die 30-köpfige Besatzung – darunter ein Schweizer – kam erst nach drei Monaten wieder frei.
Über 280'000 Menschen nahmen an der Online-Abstimmung für den Publikumspreis teil.
Schweizer «Bienenmörder» auf Platz zwei
Spitzenplätze errangen auch Schweizer Unternehmen: Auf Platz zwei wählte das Publikum den Basler Chemiekonzern Syngenta, auf den dritten Rang die Weltfussballorganisation Fifa. Der kürzlich fusionierte Rohstoffhandelsmulti Glencore/Xstrata mit Hauptsitz in Zug landete auf dem fünften Platz.
Die Preisverleiher brandmarken Syngenta ebenso wie die deutschen Unternehmen Bayer und BASF als «Bienenmörder». Dies wegen ihres weltweiten Verkaufs von Pestiziden, deren Einsatz 2013 von der EU verboten wurde.
Der Fifa unter der Führung des Wallisers Joseph Blatter attestierten die Preisverleiher eine sozial unverträgliche Organisation der Weltmeisterschaften 2014 in Brasilien.
Gap untergräbt Bemühungen
Den US-Textilkonzern Gap erkor die Jury zum Sieger, weil er sich gegen Arbeitsmarktreformen in Bangladesch sträubt. Das US-Textilunternehmen weigere sich bis heute, trotz eines tragischen Industrieunglücks in Bangladesch mit über 1100 Toten im vergangenen Mai, das Abkommen «Accord on Fire and Building Safety in Bangladesh» zu unterzeichnen.
Stattdessen untergrabe Gap mit einem anderen Vertrag die Bemühungen für wirksame Reformen in der Textilindustrie. «Zudem haben die Arbeitnehmer kein Recht, gefährliche Arbeiten zu verweigern», sagte die Bangladescher Arbeiteraktivistin Kalpona Akter vor den Journalisten in Davos.