An diesem Tag hat nur eine der drei beteiligten Parteien ein bisschen Routine. Die Schüler aus Davos treffen dank der Lage ihrer Schule nicht zum ersten Mal auf Akteure des öffentlichen Lebens. Bundesrat Ueli Maurer etwa stand den Maturanden der Swiss Alpine Mittelschule Davos schon einmal Rede und Antwort.
Sowohl für Sergio Ermotti als auch für die Redaktion «ECO» ist der Anlass dagegen Neuland: Deutschschweizer Schüler begegnen dem UBS-Chef. Welche Fragen auf ihn zukommen, weiss der Tessiner nicht. Eine Situation, die er eigentlich nicht kennt, wenn er Interviews an Medien gibt.
So eine Qualität nie erwartet
Dabei sind die Fragen der Maturanden nicht minder anspruchsvoll als jene von Journalisten. Die Aufhebung des Mindestkurses, Negativzinsen, UBS-Aktien, Too Big to Fail, Moral Hazard – das Spektrum der Fragen ist breit. «So eine Qualität hätte ich nie erwartet», sagt ein überraschter Sergio Ermotti im Anschluss an die halbe Stunde «Kreuzverhör».
Lehrling Sergio Ermotti
Für den UBS-Konzernchef ist die Schweiz mit der Ausbildung ihres Nachwuchses auf dem richtigen Weg. «Die Tatsache, dass unser Ausbildungssystem nicht nur in der Schweiz, sondern weltweit als Beispiel gilt, gibt uns Recht.» Dass man in den letzten Jahren die Möglichkeiten erweitert habe und etwa auch als Lehrling schliesslich einen Doktor machen könne, sei die «Stärke der Schweiz, in die wir weiter investierten müssen».
Ermotti selbst hat einst als Lehrling angefangen. «Ich bin sicher: Mit 15 Jahren mit der Erwachsenenwelt konfrontiert zu werden, hat mir einen Pragmatismus eingebracht», sagt er im Interview. Später habe auch er eine akademische Laufbahn eingeschlagen, aber jene Basis des praktischen Handelns habe er sich bewahren können.