Während die fünf reichsten Menschen der Welt – allesamt Männer – ihr Vermögen seit 2020 mehr als verdoppelt haben, sind fast fünf Milliarden Menschen ärmer geworden. Dies Zahlen der Nothilfe- und Entwicklungsorganisation Oxfam, die sie am WEF in Davos präsentiert hat.
Die Zahlen sind umstritten, Studien der Weltbank etwa zeigen, dass die Ungleichheit und die extreme Armut in den letzten Jahrzehnten abgenommen habe.
Man muss Unternehmen und Superreiche zügeln.
Dennoch: Für Oxfam-Interimsdirektor Amitabh Behar ist deshalb klar: «Man muss Unternehmen und Superreiche zügeln.» Mit mehr Steuern – etwa Vermögenssteuern für die Reichsten der Welt, wie Elon Musk oder Jeff Bezos es sind.
Vermögende zur Kasse bitten
Höhere Abgaben auf Vermögen, das fordert auch Marlene Engelhorn. Die BASF-Erbin hat von ihren Vorfahren, die den Chemiekonzern führten, Millionen geerbt – und will diese verschenken und verteilen. Geld sei Macht und es könne nicht sein, dass die Vermögenden privilegiert würden, indem sie keine oder nur tiefe Vermögens-, Erbschafts- oder Schenkungssteuern bezahlen müssten.
Sie fragt sich: «Wie kann es sein, dass Menschen, die arbeiten gehen, brav ihre Steuern zahlen, aber Menschen mit Vermögen, die es sich wirklich leisten können – die werden nicht zur Kasse gebeten oder aber in Proportionen, die gering sind.»
Das widerspreche den Ideen von Demokratie und von Gleichberechtigung. Es widerspreche auch der Aufteilung von Macht, welche nach dem Prinzip eine Stimme pro Person funktionieren soll und nicht nach dem Prinzip eine Stimme pro Franken, so Engelhorn.
Regulierungen gegen Marktmacht
André Hoffmann ist Vizepräsident des Pharmakonzerns Roche. Sein Familienvermögen wird auf mehrere Milliarden Franken geschätzt.
In der Schule habe ich gelernt, der Markt hat immer Recht. Das ist eine Lüge. Wir brauchen Regulierungen.
Für ihn gibt es nur eine Möglichkeit, zu mehr Gleichheit zu gelangen: mehr Regulierungen. «In der Schule habe ich gelernt, der Markt hat immer Recht. Das ist nicht wahr, es ist eine Lüge. Ich glaube, wir brauchen Regulierungen.» Wie die genau ausschauen sollen, lässt er allerdings offen.
Künstliche Intelligenz soll Abhilfe schaffen
Für Marco Huwiler, Schweiz-Chef der Beratungsfirma Accenture, sind mehr Regulierung und höhere Steuern keine geeigneten Mittel im Kampf gegen die Ungleichheit.
Man müsse sich rückbesinnen auf die Jahre 2000 bis 2020. Gemäss der Weltbank hätten die Ungleichheit und die extreme Armut in diesen 20 Jahren deutlich abgenommen. Geholfen hätten Innovation und neue Technologien, so Huwiler.
Gerade Menschen mit tiefem Bildungsstand können von KI profitieren.
Er setzt deshalb Hoffnungen auf die künstliche Intelligenz (KI). Es gebe verschiedene Ansätze. «Gerade Menschen mit tiefem Bildungsstand können überdurchschnittlich von den Fähigkeiten von KI profitieren, weil sie Aktivitäten übernehmen können, für die es vorher höhere Bildung gebraucht hätte.»
So könnten etwa Callcenter-Mitarbeitende zusätzliche Verkaufsaktivitäten übernehmen. Auch für Weltregionen, die aufgrund der Sprache bisher nur erschwert Zugang zur Weltwirtschaft gehabt hätten, könne KI bessere Chancen bringen.