Vier der 190 Länder, die am Weltbank-Ranking zur Geschäftsfreundlichkeit der Länder teilnehmen, sollen Daten manipuliert haben. Medienberichten zufolge sind es China, Aserbaidschan, die Vereinigten Arabischen Emirate und Saudi-Arabien. Was genau mit ihren Daten nicht stimmt, gibt die Weltbank nicht bekannt.
Ominöse Fortschritte
Auffällig ist, dass drei der vier Länder auf der vielbeachteten Rangliste in den letzten fünf Jahren einen grossen Sprung nach vorn gemacht haben. China ist von Platz 90 auf Platz 31 vorgerückt. Aserbaidschan von Platz 80 auf Platz 34 – und liegt damit noch vor der Schweiz (36). Der Aufstieg könnte damit zusammenhängen, dass die Länder geschönte Daten abgeliefert haben. Bislang ist das nur eine Vermutung.
Die jährliche Rangliste der Weltbank basiert auf zehn Kriterien: Bewertet wird zum Beispiel, wie schnell man in einem bestimmten Land ein Unternehmen gründen kann, an Kredite kommt oder wie tief die Steuern sind. Auf dieser Basis bewertet die Weltbank, wie unternehmensfreundlich das Wirtschaftsklima eines Landes ist.
Kritiker monieren, dass diese Kriterien ein zu einseitiges Bild zeichnen: Je weniger Regulierung, desto besser die Platzierung eines Landes. Strengere Umwelt- und Sozialgesetze könnten so zu Abzügen führen. Die Bewertung führe daher zu einem Wettbewerb nach unten. Dagegen würden andere wichtige Kriterien, wie das Ausmass von Korruption in einem Land, überhaupt nicht erfasst. Das kritisieren selbst Wirtschaftsverbände – obwohl Korruption Investitionen bremsen kann.
Neutralität hinterfragt
Ein anderer Vorwurf ist, dass der Index nicht so neutral ist, wie er vorgibt zu sein. So kritisierte der frühere Weltbank-Chefökonom Paul Romer vor zwei Jahren, die Bewertung sei anfällig für politische Manipulation. Chiles Wirtschaftsdaten seien von der Weltbank bewusst schlechter bewertet worden, um die linke Regierung von Michele Bachelet zu diskreditieren. Die Weltbank dementierte, Romer musste seinen Hut nehmen. Die Kritik aber blieb.
Trotzdem ist der seit 2003 jährlich publizierte «Doing-Business»-Bericht der Weltbank weltweit beachtet. Er ist für Investoren ein Indikator, wo ein Land steht und wo es Probleme gibt. Die Platzierung soll laut Weltbank ein Anreiz sein, sich zu verbessern. Also den Marktzutritt zu erleichtern – im Sinne des eng gefassten Kriterienkatalogs, den die Entwicklungsbank mit Sitz in Washington vorgibt.
Schweiz auf Platz 36
Nach Aussage von Vertretern Schweizer Wirtschaftsverbände kann die Rangliste der Weltbank für Investoren nur ein Zusatzargument sein, hierzulande zu investieren. Wichtiger seien Kriterien wie Rechtssicherheit, Verfügbarkeit von Arbeitskräften oder Zugang zum EU-Markt.
Die Schweiz rangiert derzeit etwas unglücklich auf Platz 36 von 190 Ländern. Im Laufe der Jahre ist sie zurückgefallen, weil andere Länder – etwa beim Tempo von Unternehmensgründungen – inzwischen besser abschneiden.
Vielleicht kann die Schweiz wieder ein paar Plätze gutmachen, wenn die Weltbank zum Ergebnis kommen sollte, dass Länder wie China oder Aserbaidschan ihre bessere Bewertung nicht verdient haben. Die Bank hat angekündigt, die letzten fünf Rankings systematisch unter die Lupe zu nehmen. Ganz aufgeben, wie von Kritikern gefordert, will sie ihren umstrittenen «Doing-Business»-Index – nach jetzigem Stand – aber nicht.